Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1925


Aus der Vogelwelt Lauenburgs.

Zwei interessante Umfragen sind auf Veranlassung der Regierung vom Landratsamt in unserm Kreise veranstaltet worden. Die eine galt dem Vorkommen des Storches, die zweite dem Vorkommen anderer seltenerer Vogelarten im Kreise Herzogtum Lauenburg. Das Ergebnis der ersten Umfrage zeigt, daß nur überhaupt 55 von 135 Landgemeinden und nur 10 von 43 Gutsbezirken Storchnester aufweisen. Von diesen 55 Landgemeinden und 10 Gutsbezirken trägt in 43 Dörfern und 9 Gutsbezirken nur je 1 Haus ein Storchnest; in 11 Dörfern und 1 Gutsbezirk sind es je 2 Häuser; nur in 1 Dorf, in Breitenfelde, 5 Häuser, so daß sich also augenblicklich im Kreise nur 81 Storchnester befinden. Von diesen Nestern sind aber wieder 23 unbenutzt, so daß wir nur mit 58 besetzten Storchnestern rechnen dürfen. Bezeichnend ist es, wie sich die Nester verteilen. Die Ortschaften in der Nähe der Großstadt und die Gemeinden von mehr städtischem Gepräge haben überhaupt keine Störche mehr. Zu nennen sind da Aumühle, St. Georgsberg, Schwarzenbek und Wentorf bei Bergedorf. Ebenso sind die Störche aus den Gemeinden in der Nähe von Fabrikanlagen vertrieben, wie aus Besenhorst, Büchen, Nüssau, Groß- und Klein-Pampau. Von den etwa 25 in der Nähe der Vollbahn gelegenen Ortschaften haben nur fünf Gemeinden und Gutsbezirke Storchnester aufzuweisen. Bemerkenswert

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ist ferner, daß die Störche in fast allen Fällen auf Retdächern nisten. Nur in fünf Fällen befindet sich das Nest auf Häusern mit anderer Bedachung. In weiteren fünf Fällen ist es in der Krone hoher Bäume angelegt. Schließlich sind noch folgende Tatsachen mitzuteilen: Im letzten Jahre Wurde ein Storch abgeschossen; ein anderer durch die Hochspannungsleitung getötet; zwei Storchpaare wurden durch die Zerstörung ihrer Nester vom Hausbesitzer vertrieben. - Hoffentlich wird in Zukunft der Vernichtungsfeldzug gegen die Störche nicht in derselben Weise fortgesetzt. Es wäre doch jammerschade, wenn der stolze Vogel allmählich ganz aus Lauenburg vertrieben würde.


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Das Ergebnis der zweiten Umfrage sei hier im Wortlaut mitgeteilt:

Der WANDERFALK wurde vereinzelt im Kreise auf dem Zuge gesehen.

Der SCHREIADLER ist in den letzten 10 Jahren nicht mehr beobachtet worden.

Der SCHLANGENADLER: Im Jahre 1915 wurde noch ein Schlangenadler bei Roseburg im Fangeisen gefangen.

Der FISCHADLER ist hier auf dem Zuge im Frühjahr mehrfach beobachtet worden. Ein Brutpaar hält sich z. Zt. am Lütauer und Drüsensee auf.

Die GABELWEIHE: Sehr selten. Einzeln in der Försterei Hamwarde beobachtet und auch sonst nur auf dem Zuge. Vor etwa 10 Jahren wurden noch 2 Brutpaare im Ziegelbruch und Voßberg bei Mölln angetroffen.

Der SCHWARZMILAN ist als Zugvogel mehrfach beobachtet worden.

Der SCHWARZSTORCH: Der letzte Schwarzstorch ist, soweit festgestellt werden konnte, vor reichlich 20 Jahren im Kreise erlegt worden.

Der FISCHREIHER ist noch in verschiedenen Gegenden des Kreises anzutreffen. In der Ritzerauer Forst (Lübische Enklave) befindet sich noch eine Kolonie von etwa 20 Horsten.

Die ZWERGROHRDOMMEL sowie die GROSZE ROHRDOMMEL sind alljährlich im Herbst am Ziegelsee bei Mölln beobachtet worden.

Der KOLKRABE: Ein Paar befindet sich in der Oberförsterei Koberg (Distrikt 55). Auch in der Oberförsterei Farchau ist im Jahre 1924 ein Paar während des ganzen Sommers beobachtet worden. Ein Brutplatz ist hier jedoch nicht festgestellt. Vereinzelt ist er auch im Süden des Kreises ziehend beobachtet worden.

Die NEBELKRÄHE ist im Winter einzeln beobachtet worden. Verschiedene Paare brüten in der Müssener Forst, zum Teil handelt es sich bei diesen Brutvögeln jedoch um Bastarde.

Die HOHLTAUBE nistet in der Försterei Hamwarde in 3 Paaren, auch bei Mölln sind etwa 10 Brutpaare vorhanden. Es scheint, als ob in den letzten Jahren eine Zunahme dieser Vogelart stattgefunden hat.

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Die TURTELTAUBE wird heute hier nicht mehr angetroffen. Sie war bis vor 7-8 Jahren keine Seltenheit.

Die SCHELLENTE ist als Zugvogel hier mehrfach beobachtet worden, als Brutvogel jedoch nicht festgestellt.

Der GÄNSEHÄGER wird in den Monaten November, März und Anfang April oft beobachtet.

Der MITTELHÄGER ist in den letzten Jahren zweimal in der Oberförsterei Farchau gesehen.

Die WALDSCHNEPFE kommt hier häufig vor, jedoch ist sie als Brutvogel nur vereinzelt, und zwar in den Förstereien Hamwarde und Steinhorst, beobachtet worden.

Der SCHWARZSPECHT ist in einzelnen Teilen des Kreises, besonders im Süden, häufig beobachtet worden. Auch sind in verschiedenen Teilen des Kreises Brutpaare festgestellt.

Der GRAUSPECHT: Einzelne Brutpaare sind in der Gegend von Mölln, am Hellberg und im Bartelsdorfer Gehölz vorhanden.

Der MITTLERE BUNTSPECHT und der KLEINE BUNTSPECHT sind im ganzen Kreise häufig anzutreffen.

Die WACHTEL kommt sowohl in der Nähe von Mölln als auch in der Försterei Hamwarde vor.

Der WIEDEHOPF wurde vor etwa 15 Jahren noch vereinzelt als Brutvogel in verschiedenen Teilen des Kreises (bei Mölln, Försterei Hamwarde, Försterei Linau) beobachtet. Jetzt ist er nur sehr selten an-zutreffen.

Der DOMPFAFF wird in allen Teilen des Kreises noch oft beobachtet.

Die NACHTIGALL kommt in allen Teilen des Kreises brütend vor.
 


 

 

 

 

 


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