Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1926


[Miszelle]

Für die Lauenburgische Jugend

 

Die diesjährige Jugendführer-Tagung für den Norden unsres Kreises fand am 24. und 25. April in Ratzeburg statt. Als Auftakt zur Reichsgesundheitswoche gedacht, stand sie ganz unter dem Leitwort Volksgesundheit. Vorträge von dem Ratzeburger Turnlehrer Schlichting, den uns Direktor Dr. Wiechern leider inzwischen an das Reform-Realgymnasium in Reinbek entführt hat, und dem Lübecker Sportarzt Dr. Carl Voß-Lübeck leiteten am Sonnabend die Tagung ein. Am Sonntag folgte dann ein Gottesdienst in der Stadtkirche, in dem Pastor Fischer-Hübner in eindrucksvoller Predigt den ethischen Wert der Körperpflege behandelte. Ein prächtiger Film der Hochschule für Leibesübungen und ein Lichtbildervortrag des Medizinalrats Dr. Rohwedder führten schließlich zu den Turn- und Sportveranstaltungen der Reichsgesundheitswoche hinüber, denen die Teilnehmer noch fast vollzählig beiwohnen konnten. Die Tagung war aus den Städten Ratzeburg uud Mölln, wie aus den Landgemeinden des Nordens stark besucht und nahm bis auf eine Störung in der Vorführung des Films einen guten Verlauf. -

Im Oktober steht den Jugendvereinen ein glänzender Genuß bevor. Der Kreisausschuß für Jugendpflege, der Heimatbund und der Volksbildungsverband veranstalten in den Tagen vom 2.-4. Oktober gemeinsam eine Heimattagung IN SANDESNEBEN, deren Vorbereitung die dortige Lehrerkonferenz übernommen hat. Die Tagung soll diesmal den Charakter eines echten, rechten Festes tragen. Und zwar sie unter das Leitwort "Uns' Modersprak" gestellt werden. Sie soll den Teilnehmern einmal recht sinnfällig die Kraft und Schönheit unserer plattdeutschen Muttersprache vor Augen und zu Herzen führen. Da wird am Sonnabend nachmittag der bekannte Sprach- und Sagenforscher Gustav F. Meyer-Kiel in volkstümlicher Weise über unser Lauenburger Platt

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sprechen, und am Abend werden zwei plattdeutsche Dichter, Otto Garber und Rudolf Kinau, aus ihren Werken vorlesen, während Schulkinder und Gesangvereine plattdeutsche Lieder vortragen. Am Sonntag hören wir eine plattdeutsche Predigt. Und dann kommt der ehrwürdige Professor Wisser aus Oldenburg i. H. und erzählt, wie er seine berühmte Sammlung plattdeutscher Volksmärchen, die sich getrost neben die Märchen der Gebrüder Grimm stellen darf, zusammengebracht hat. Am Nachmittag aber wird der prächtige alte Herr selbst aus diesen Märchen vorlesen und dadurch Alten und Jungen einen besonderen Genuß bereiten. Und zwar wird dies auf einer Diele in der Nähe des Festplatzes geschehen, wo sonst noch allerlei Schönes und Lustiges. wie Kaspertheater, Volkstänze usw. auf uns warten. Am Abend schließlich gibt es ein plattdeutsches Lustspiel, und am Montag schließt ein Ausflug die schönen Veranstaltungen ab. Hoffentlich meldet sich unsre Jugend recht zahlreich zu dem Feste an. Sie wird ihre Teilnahme sicher nicht zu bereuen haben.

Von dem Gauturnfest des Travegaus, das am 19. und 20. Juni in Ratzeburg stattfand, und, soweit nicht der Regen störte, einen glücklichen Verlauf nahm, brauchen wir nicht zu sprechen, da die Tageszeitungen eingehend darüber berichtet haben.

Aber von allerlei geschäftlichen Dingen ist noch zu reden. Da ist zunächst die Jugendversicherung. Leider haben immer noch nicht alle Vereine ihre 21 Pfennig pro Mitglied bezahlt. Es ist nicht zu vermeiden, daß sie bei eintretenden Unfällen keine Berücksichtigung ersetzten, wenn die Einzahlung nicht bald erfolgt. Außerdem aber werden die von ihnen beantragten Beihilfen an sie nicht eher ausgezahlt werden. als bis die Versicherungsbeträge eingegangen sind. Uebrigens sind von der Versicherungsanstalt neue Merkblätter herausgegeben, die die letzthin veränderten Versicherungsbedingungen enthalten. Den Exemplaren dieser Zeitschrift, die für die Jugendvereine bestimmt sind, wird je ein Merkblatt beigelegt.

Die Frage der Fahrpreisermäßigung und der Beschaffung der Ausweise ist neu geregelt worden. Ein entsprechendes Anschreiben für die Jugendvereine wird dieser Zeitschrift beigefügt.

Die Beihilfen für Jugendpflege, die den antragstellenden Vereinen in diesen Tagen zugehen, sind diesmal ziemlich schmal ausgefallen, da die Regierung in diesem Jahre etwas weniger als im vorigen Jahre bewilligt hat, vor allem aber, weil die Zahl der Anträge so ungeheuer groß war, daß auf die einzelnen nur eine kleine Summe entfallen konnte. Günstig gestellte Jugendvereine sollten es als ihre Ehrenpflicht ansehen, die Unterstützung des Kreises und der Regierung großherzig den wirklich bedürftigen Vereinen zu überlassen. -

Schließlich sei noch auf ein wertvolles Buch hingewiesen, das besonders den kirchlichen Jugendvereinen und ihren Leitern warm zu empfehlen ist. Es heißt "Feste Kerle. Etwas für solche, die es werden wollen" und stammt aus der Feder des prächtigen Jugendpastors unserer Provinz, Wilhelm Christiansen. Das Werk, das im Verlag der Landesbücherstube in Kiel erschienen ist, ist dem werdenden Deutschland, d. h. den Jungen und Mädels gewidmet, die noch vor der Schwelle des Erwachsenseins stehen. Es will feste, forsche, feine, frohe, freie und fromme Menschen aus ihnen machen. Und wenn das überhaupt das geschriebene Wort erreichen kann, so wird es diesem Buche gelingen, dessen Verfasser sich so fein in die Seele dieser Werdenden einfühlt, der so ungezwungen mit ihnen zu leben, der ihnen soviel Bedeutungsvolles zu geben vermag. Das Werk ist ein gleichwertiges Gegenstück zu desselben Verfassers Buch „Es lebe das Leben“, das sich an die älteren Jugendlichen richtete. Es wird, wie dieses, viele Feunde finden.

Und nun am Ende noch EIN WUNSCH! Der Kreisjugendpfleger geht im Juli auf Urlaub. Er bittet die Jugendvereine, in diesem Monat alle die Jugendpflege betreffenden Schreiben, soweit sie nicht überhaupt aufgeschoben werden können, an seinen Vertreter: Verwaltungsgehilfen Ernst Burmester in Ratzeburg, Landeshaus, zu richten. Wenn dies geschieht, wird die Erledigung keinen Aufschub erfahren.

G.