Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927


[Miszelle]

Aus alter und neuer Zeit

Adler in Lauenburg.

Am 22. Dezember 1926 schwebte ein SEEADLER über dem Wehrenteich im Steinhorster Forst. Eine Schar von etwa 40 Stockenten konnte bei seinem plötzlichen Erscheinen das Binsendickicht wohl nicht mehr erreichen; deswegen lagen sie auf einem Haufen dicht beisammen aus der freien Fläche. Ich war im Boot und konnte es des Sturmes wegen nicht mehr  zurücksteuern, als der Adler erschien. Es trieb auf die Enten zu, sie wurden hoch, und auch der Adler schwenkte ab.

Vor einigen Jahren hielt sich ein Seeadler über eine Woche am Wehrenteich aus. Einmal stieß er auf eine hölzerne Reiheratrappe und warf sie um. Als er sich von seinem Irrtum überzeugt hatte, schlug er einen großen Karpfen und kröpfte ihn neben dem Holzreiher. In den nächsten Tagen fand ich mehrere halbverzehrte Karpfen.

Der FISCHADLER besucht mich jedes Jahr im April bis Mai und holt mir manchen Karpfen fort. Wenn es kein so teurer Spaß wäre, dann könnte man seine Freude an ihm haben, so aber sehe ich ihm mit gemischten Gefühlen zu, wie er den Teich absucht, den Kopf mit dem starken Schnabel nach unten gerichtet, wie er rüttelt, dann die Flügel anlegt und wie ein Pfeil ins Wasser stürzt. Oft taucht er ganz unter, erscheint dann wieder, meistens mit einem Karpfen in den Fängen. Ist der Fisch schwer, dann kostet es ihn Mühe, aus dem Wasser hoch zu werden[sic!]. In 4-5 Metern Höhe schüttelt er das Wasser aus dem fettigen Gefieder und versucht zunächst, in "Fahrt" zu kommen. Dann dreht er den bisher quer gehaltenen Fisch so, daß der Kopf nach vorn zeigt, macht noch einen Bogen über dem Teich (wobei ich Gelegenheit habe, das Gewicht des Fisches und meinen Schaden einzuschätzen) und segelt dann über den Wald davon. Er erscheint fast auf die Minute genau alle drei Stunden. Wo er seine Beute kröpft, habe ich noch nicht herausfinden können.

Ab und zu erscheint im Sommer ein großer, brauner Raubvogel, der stets in ruhigem Flügelschlag dahinfliegt. Eine Schar Stare begleitet ihn gewöhnlich. Er ist bedeutend kleiner als der Seeadler, in der Flügelspanung wohl nicht viel mehr als ein Milan. - Welcher Raubvogel mag das sein? Ein Schelladler? den kenne ich nicht am Flug. Weiß einer der Herren Leser das, dann bitte ich um gefällige Nachricht.


WILH. BLOHM, Nusse.

1927/2 - 72
 

 

 

 

 

 

 

 

 



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