Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1928


[Miszelle]

Bücher- und Zeitschriftenschau

 

Margarete Weinhandl: Schleswig-Holstein. Eine Landschaft in 7 Schöpfungstagen. Kiel: Walter G. Mühlau Verlag. Es ist schon ein Wagnis und ein Wagnis eigener Art, Landschaft lyrisch nachzugestalten. Es kann sich dem Leser der Eindruck des Unmittelbaren zu leicht verwischen, wofern nicht besondere Wortkunst zu fesseln vermag. - Margarete Weinhandl steht sie in hohem Maß zu Gebote - einer österreichischen Dichterin, die ein Bilderbuch nordischer Landschaft in ihrem Zyklus "Schleswig-Holstein" geschaffen. Wort, Rhythmus und Vers halten uns in monumentaler Bildhaftigkeit die Landschaft, innerlichst durchlebt und geschaut, entgegen. Aus den Nebeln des Wattenmeeres lösen sich die zarten Konturen der Halligen, die Watten glänzen mit ihren Muschelschnüren und Prielen. Hartwüchsig und verknorrt wie die Bäume des Marschenlandes, verloren in unendlichem Einfachsein wie die dunkle Düne der Geest, so ist der Mensch zwischen Meer und Meer. Alle von ähnlichem Schlag: die alten stromabwärts schauenden Schiffer in Blankenese, die nackengewaltigen Dithmarscher Bauern und die Amrumer Kirchgängerinnen, "denen nicht Mund noch Auge lacht". Das ist die Landschaft und die Bevölkerung, wie Margarete Weinhandl sie sieht: das Widerspiel zwischen Meer und Land, Erde und Himmel, Mensch und Ewigkeit - gefühlt mit einem fast unweiblich starken Herzen, und mit bewunderungswürdig eigenwilliger Hand wiedergegeben. Wenn auch die Gliederung und der Wille, das Thema ganz zu erschöpfen, der Dichterin hie und da einen Pflicht- und Preßvers abgenötigt hat, so bleibt uns des Wundervollen reichlich genug. Es prägt sich uns aus diesen zahlreichen Bildern von Nebel, Scholle und Weite die Gebärde einer frommen Landschaft ins Herz. Denn DAS ist kein Anfängertum und kein Dilettantismus im Gewande der Heimatdichtung, was zu beginnen weiß: "Land, von Schweigen und Gewölke schwer ..."

1928/1 - 33

 

 

 

 

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