Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1928
[Miszelle]
Kleine Mitteilungen |
Die Bestrebungen zur Hebung
des Kunstverständnisses in unserm Volke bleiben
- so schreibt der Direktorialassistent der
Hamburgischen Kunsthalle Dr. Viktor Dirksen - in der
Regel auf die großen Städte beschränkt. "Die
Propaganda und Kunstpflege in den kleineren Städten
sieht noch ziemlich kläglich aus. Es fehlt die
Organisation, es fehlen die räume, es fehlen die
Mittel, auch in den Provinzstädten gute Kunst zu
zeigen. Denn für eine wirksame Kunstpolitik ist es
unerläßlich, mit Ausstellungen guter Kunst das
Interesse zu wecken, das künstlerische Urteil zu
bilden und die Kauflust anzuregen. Da scheint ein
Plan begrüßenswert, den der Hamburger Maler
Kistenmacher in Lauenburg Elbe durchgeführt hat.
Hier hat Kistenmacher mit Hilfe einer Ausstellung
Nordwestdeutscher Künstler in einer Schule einen
Schritt auf dem Wege tatkräftiger Kunstpflege
gewagt. Der Erfolg war überraschend gut und das
Interesse in allen Schichten der Bevölkerung, bis
zum Arbeiter, geweckt. Es lag offenbar ein Bedürfnis
nach künstlerischer Erbauung vor. Ankäufe und
Aufträge waren das Ergebnis. Der Wunsch, diese
einmal gezeigte Anteilnahme für künstlerische Dinge
wachzuhalten, führte Kistenmacher auf den guten
Einfall, einen KUNSTSPARTOPF in Lauenburg zu
schaffen, durch den Gelder gesammelt werden sollen,
um ein bedeutendes Kunstwerk, in diesem Falle eine
Plastik von Kurt Edzard (Professor in Berlin-Bremen)
zu erwerben. Die schöne weibliche Figur ist für
einen öffentlichen Platz, etwa den Schloßgarten,
bestimmt und könnte der Anfang sein, weitere Kreise
für die Erwerbung wertvoller Kunst zu interessieren.
Der Gedanke des Kunstspartopfes ist der, daß bei
öffentlichen Feiern und Festen (Schützenfest u. a.
m.) die Jugendbünde denselben aufstellen und durch
Ansprachen und dergleichen einen Appell an die
Gebefreudigkeit der Teilnehmer gerichtet wird. Schon
jetzt haben die Stadtverwaltung, an ihrer Spitze
Herr Bürgermeister Dr. Meiling, und der Ortsverband
für freies Bildungswesen den Plan gefördert. Doch
die Unterstützung von oben genügt in den meisten
Fällen nicht, die Einwohner selbst sollen veranlaßt
werden, sich dafür einzusetzen. Je breiter die Basis
eines solchen Planes gelegt wird, um so eher steht
der Erfolg in Aussicht, ihre Heimatstadt mit
künstlerischem Schmuck zu verschönen. Gerade
Lauenburg besitzt ein so schönes Stadtbild, so
zahlreiche reizvolle Bauten aus alter . Zeit, daß
die Stadt sich nicht damit begnügen sollte,
Lobsprüche für ihre alte Schönheit einznheiinfen. Es
wäre kunstpolitisch und ökonomisch betrachtet eine
gute Kapitalsanlage, wenn die Stadt und ihre
Bewohner zur Pflege moderner deutscher Kunst
fortschreiten würden." - Es scheint uns im Bereich
des Möglichen zu liegen - das ergibt sich aus der
Resonanz, welche die erste Kunstausstellung und der
Gedanke des Kunstspartopfes in Lauenburg gefunden
hat -, daß in langsamem aber stetigem Aufbau die
Stadt Lauenburg sich zu einem Anziehungspunkt für
die Fremden aus nah und fern, durch Verschönerung
ihres Stadtbildes mit guter moderner deutscher Kunst
entwickelte. Was aber in Lauenburg E. möglich ist,
sollte auch in unsern andern Städten und den schönen
Sachsenwald-Gemeinden möglich sein. Herr
Kistenmacher würde, wie wir wissen, gern bereit
sein, zur Ausführung derartiger Pläne seine Hand zu
reichen. Der Heimatbund aber würde gern die
Vermittlung von Anfragen übernehmen. 1928/3 - 108 |
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