Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]
Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1928
[Miszelle]
Für die Lauenburgische Jugend |
Unsern jugendlichen Lesern möchte
ich heute von einem Unternehmen berichten, das im
weitesten Maße Beachtung und Nachahmung verdient.
Die Lütauer Turnerschaft, unter der zielsichern
Führung des Herrn Lehrer Eggers, hat es unternommen,
auf eigene Faust eine Turnhalle in Lütau zu
errichten. Der Plan schien auf den ersten Blick
unausführbar, und doch ist er der Verwirklichung
schon jetzt einen großen Schritt näher gerückt. Das
Erste war, daß der Verein und die Gemeinde selbst
sich zu großen Opfern bereit erklärten. Und
wirklich, das Wunder geschah. Die Mitglieder des
Vereins hielten ihr Versprechen, die nötigen
Zementsteine für den Bau selbst anzufertigen. An den
schönen langen Sommerabenden wurde Tag für Tag
gemischt und geformt, gestampft und gesprengt, und
jetzt türmen sich in der Nähe des Schulhauses schon
Tausende von baufertigen Steinen. Die Hofbesitzer
standen aber nicht zurück. Sie leisteten
bereitwillig die nötigen Fuhren. Die Gemeinde selbst
wird zweifellos den Platz zur Verfügung stellen. Hat
sie doch schon 500 Mark für den
Hallenbau bewilligt. Kreis und Regierung folgten
bereitwillig nach. Sie werden, wie bereits
feststeht, nicht weniger als 4000 Mark
für die Halle bereitstellen. Da in deren Obergeschoß
aber auch eine Wohnung verlegt wird, so darf man
auch mit einem Zuschuß aus der Hauszinssteuer
rechnen. Durch Zcichnungen ist alsdann ein weiteres
hübsches Sümmchen aufgebracht. Ferner wurde Bauholz
und anderes Baumaterial umsonst oder zu ganz
billigem Preise zur Verfügung gestellt. So fließen
von allen Seiten die Mittel zu dem Bau zusammen,
weil die Welt sieht, daß ein Verein und sein
zielbewußter Vorstand daran gehen, unter eigenen
schweren Opfern ein Werk zu schaffen, das ihnen und
der ganzen Gemeinde dienen soll. Die Halle wird ja
nicht nur an den wenigen Turnabenden benutzt werden,
sondern soll auch der Schule und der geistigen
Jugendpflege zugute kommen. Vielleicht, daß sogar
eine Art Gemeindehaus daraus hervorwächst. Wir
können die Lütauer Turnerschaft und die Gemeinde
Lütau zu ihrem Vorgehen nur beglückwünschen und
zugleich der Hoffnung Ausdruck geben, daß andere
Vereine und Gemeinden ihrem Beispiel folgen. Soviel Entgegenkommen nun die Regierung bei dem Turnhallenbau in Lütau gezeigtˇhat, so sehr hat sie im übrigen - durch die Verhältnisse gezwungen - die Erwartungen des Kreisausschusses für Jugendpflege enttäuschen müssen. Dieser hatte für die im Bau befindlichen Spielplätze des Kreises Anträge auf eine Beihilfe eingebracht. Aber der Herr Regierungspräsident hat sie sämtlich aus Mangel an verfügbaren Mitteln abgelehnt, freilich anheimgestellt, sie im nächsten Jahre wieder einzureichen. Das ist natiirlich ein harter Schlag für 1928/4 - 155 1928/4 - 156 unsere sporttreibende Jugend. Denn
die 1000 Mark, die der Kreis
dankenswerter Weise wieder für die Anlage von
Sportplätzen ausgesetzt hat. reichen allein nicht
aus, um auch nur die notwendigsten Ausgaben zu
decken. So wird die Fertigstellung der Plätze
notgedrungen in manchen Fällen hinausgeschoben
werden müssen. G.
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