Franz-Albrechts Gesundheit wird sich in der
"Festungstid" nicht gebessert haben. Wenigstens sind seine
letzten Kalender (38- 42) voll Klagen über
Fieberanfälle, Reißen und Blutgeschwüre; letztere eine Folge des
Tertiärfiebers. Von Krieg und Politik hatte er vorläufig genug.
In seiner verwüsteten Heimat kaufte er einen bedeutenden
Grundbesitz zusammen. Es sind die Güter Schwarzenbek, Basthorst,
Pötrau und Stintenburg. Deretwegen hatte er Prozesse vor dem
Reichshofrat mit seinem Stiefbruder August, welcher die
Erteilung des Konsenses für den Kauf verweigerte. Im Besitz ließ
sich Franz-Albrecht dadurch aber nicht anfechten, war doch der
Herzog August ohnmächtig im eigenen Lande, während jener
Soldaten hielt und Befestigungen anlegte. Auch eine Familie
beschloß er zu gründen. Die Auserwählte war die junge Herzogin
Christine von Mecklenburg-Güstrow, Tochter des verstorbenen
Johann-Albrecht. Dessen Bruder Adolf-Friedrich von Schwerin
hatte sich gegen den letzten Willen des Verstorbenen die
Vormundschaft über den Sohn angemaßt, woraus sich ein
erbitterter Rechtsstreit zwischen der Witwe und dem Schwager
entspann. In diesen Familienzwist wurde Franz-
Albrecht hineingezogen und war mit seiner Erfahrung und seinen
Verbindungen ein gefährlicher Gegner des Schweriners. Letzterer
war zudem Jenem noch 30 000 Taler schuldig, um die
er vergeblich gemahnt wurde. Zur Besserung der schon gespannten
Beziehungen trug dies nicht eben bei. Als nun Adolf-Friedrich
Kenntnis von einem
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Briefwechsel bekam, den Franz-Albrecht und
seine Schwiegermutter mit dem schwedischen Oberfeldherrn Baner gepflogen hatten,
beschloß er, das zum Verderben des Gehaßten zu benutzen. In einem Brief an den
kaiserlichen Vizekanzler Graf Kurz erbot er sich, Franz-Albrecht zu verhaften;
"es sollten dadurch solche Sachen an den Tag
kommen, daran dem ganzen römischen Reich gelegen sei". Man ging in Wien nicht
darauf ein.
1638 ist Franz-Albrecht schon im Besitz von SCHWARZENBEK und
PÖTRAU. Er wohnt in ersterem, macht von dort aus Reisen nach Hamburg, Güstrow,
dem braunschweigischen Schloß Schöningen und Neuhaus, dem Wohnsitz seines
Bruders Franz-Karl, wo sie sich mit Hetzjagden und "Schießen" belustigen. Um
diese Zeit hatte sich der Krieg ins Mecklenburgische gezogen. Der kaiserliche
General Galles hatte im März sein Hauptquartier in Sternberg. Franz-Albrecht
besuchte ihn da mehrfach. Seine Notizen werden etwas umfangreicher, seit er
Privatmann ist; eingestreut sind allerhand geheime Zeichen für Leute, mit denen
er in Briefwechsel steht. An seine Braut schrieb
er sehr häufig. Es muß von seiner Seite eine Liebesheirat gewesen sein; die
Mitgift war höchst dürftig. Am 26. Juni nahm er feierlich Besitz
von BASTHORST und fing alsbald dort an zu bauen. Im Juli ließ er den
Stecknitzgraben bei Büchen aufräumen, im September vor der dortigen Brücke eine
Schanze aufwerfen. Auch in Basthorst hat er um diese Zeit "das große Bollwerk"
bauen lassen.
In die Politik scheint er sich damals schon wieder gemischt zu haben. Dafür
sprechen Besuche in Brunshausen und Glückstadt beim König von Dänemark, der
versuchte, die streitenden Parteien zu Friedensverhandlungen zusammenzubringen.
Auch eine Reise nach Braunschweig diente wohl diesem Zwecke. Sein jüngster
Bruder, der schwedische Oberst Franz-Heinrich, lag im Oktober in Wismar in
Quartier, General Baner in Neukloster. Franz-Albrecht suchte beide auf;
besonders in Neukloster ist er im Dezember öfter. Am 1. Januar
1639 ist er dort "dodt krank" bis zum 3. Auch in
Güstrow, wohin er sich am 4. begab, hütet er das Bett bis zum
16. Hier steht in Geheimschrift: "Auch ist das Ding aufgemacht". Erst
am 28. konnte er zu seiner Braut gehen, erst am 6.
Februar "ist das Ding ganz zugeheilet", worauf er sich "durch Gottes Gnade
wieder in die vorige Gesundheit restituiert" fühlte.
Am 31. März schloß er in Stintenburg den Kaufvertrag mit Kurt von
Bülow. Im April macht er eine Hochzeit im Welfenhaus zu Kalenberg mit. Nach
Besitzergreifung von STINTENBURG, - das er seiner Braut zu Ehren "Stingenburg"
umtaufte - begann er an den dortigen Befestigungen zu bauen. Sein "allerliebstes
Stingen" begleitete er auch auf einer Reise nach Braunschweig von Müssen bis
Artlenburg. Er selbst besuchte im August den holsteinischen Schwager in
Glücksburg und Norburg auf Alsen, wohin er
bei Bellegard übersetzte.
Am 20. Februar 1640 brach er von Stintenburg zu
seinem BEILAGER auf, das in Güstrow vom 22.-26. gefeiert wurde.
AdolfFriedrich hatte die Einladung grob abgelehnt und auch dem Adel
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die Teilnahme verboten. Auch in seinem jungen
Eheglück vergißt Franz-Albrecht nicht, am 28. Februar zu
vermerken, daß es 6 Jahre her sei, daß man ihn "kegen Hand und
Siegel gefangen". Die Fahrt nach Stintenburg trat das junge Paar am 11.
März an. Man nächtigte in Crivitz und war am nächsten Abend zu Haus. Schon am
15. reisten sie zu einer Hochzeit nach Plön. Die Herzogin richtete in
Stintenburg eine Betstunde ein; auch die Kirche in Lassahn wurde ausgebessert.
Entgegen anders lautenden Nachrichten ist Franz-Albrecht nie katholisch
geworden. Häuslicher wurde das Leben indessen nicht. An ein Fest in Schiffbeck
schloß sich eine längere Reise nach Zerbst,
Wittenberg, Dessau und Braunschweig. Kaum nach Stintenburg zurückgekehrt, fuhr
er auch schon wieder zu einem Besuch beim Prinzen Christian von Dänemark nach
Niköping aus Laaland. Dort erkrankte er am 13. August sehr schwer
und war auch beim Eintreffen in Stintenburg am 31. noch "sehr übel
auf" bis zum 23. September.
Dieses Jahr fand in Regensburg ein REICHSTAG statt, um endlich einen Weg zum
Frieden zu finden. Franz-Albrecht begab sich auf einem Umweg über Braunschweig,
wo er wieder erkrankte, Bernburg, Dessau, Cöthen nach Dresden, jagte da mit dem
Kurfürsten einige Tage und kam am 6. Dezember in Regensburg an.
Der Kaiser empfing ihn am 11. und 13. Nach
Weihnachten eilte der Herzog nach Venedig, wo er vom 6.-15. Januar
1641 blieb, wohl um seine Vermögensangelegenheiten zu ordnen.
Regensburg erreichte er am 29. wieder. Den Tag zuvor war Baner mit
dem schwedischen Heer, der versucht hatte, den Kaiser und Reichstag in
Regensburg zu überfallen, unverrichteter Sache abgezogen. Es kommen nun die
"Arnimschen CONSILIA" zur Sprache. 1637 hatten die Schweden Arnim
in seinem Schloß Boizenburg überfallen und nach Schweden geführt. Franz-Albrecht
setzte alle Hebel in Bewegung, den Freund zu befreien und unterstützte ihn mit
einer namhaften Summe, so daß Arnim nach Hamburg entfliehen konnte. Von dort
knüpfte er, der seit dem Prager Frieden als Privatmann gelebt hatte, mit dem
Kaiser an und schlug vor, mit einem österreichisch-sächsischen Heere Schlesien
zurückzuerobern und dann gegen Pommern zu gehen, um die Schweden aus Deutschland
zu vertreiben. Man machte nun Franz-Albrecht Angebote, unter Arnim zu dienen.
Zunächst fuhr er nach Dresden, wo er wieder erkrankte, nach einigen Tagen aber
den Kurfürsten wieder auf die Jagd begleiten konnte. Er reiste dann Arnim
entgegen und brachte ihn am 18. März nach Dresden, wohin sein
Christinchen am 21. nachkam. Sie war inzwischen in Braunschweig
gewesen, wo ihre Schwester verheiratet war. Einige Tage verbrachten sie in
Schlackenwerth bei Julius-Heinrich. In Dresden erkrankte am 18.
Mai Arnim und starb am 28. Franz-Albrecht verbarg seinen
Schmerz über den Verlust dieses "tapferen Mannes" in Geheimschrift. In seinem
Kummer las er die Bibel. Später wurde dem Verstorbenen durch den treuen Freund
ein Denkmal in der Dresdener Kreuzkirche gesetzt.
Zunächst aber handelte es sich darum, wer an Arnims Stelle den Befehl über das
zu bildende Heer übernehmen sollte. Zu Regens
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burg empfing Franz-Albrecht am 5.
Juli die Bestellung als FELDMARSCHALL, schon am 8. reiste er nach
Dresden zurück, um die sächsischen Truppen zu sammeln. Vorher ließ er am
25. Arnim beisetzen. Anfang August begannen die Bewegungen.
Franz-Albrecht verließ mit dem Kurfürsten am 3. August Dresden und
war am 6.
im FELDLAGER VOR GÖRLITZ. In Schlesien stand an der Spitze eines schwedischen
Heeres der General Stalhandske (Stahlhandschuh). Die Deutschen nannten ihn
"Stahlhans". Er war ein begabter Reiterführer, konnte aber wegen des elenden
Zustandes seiner Regimenter nicht in offenem Felde auftreten. Die festen Orte
hatte er besetzt und nach Kräften mit Lebensmitteln versehen. Die Beschießung
von Görlitz wurde sofort mit großer Heftigkeit begonnen. Einige Ausfälle der
Kavallerie der Belagerten verliefen unglücklich. Nach Sprengung mehrerer Minen
war am 24. eine Bresche erzielt, doch wurde ein erster Sturm
abgeschlagen. Es mußte am 1. April schwerere Artillerie eingesetzt
werden. Pechkränze, die in die Stadt geschleudert wurden, zündeten nicht,
dagegen gelang es, die Stadtmühlen zu zerschießen. Am 14. wurde
ein Turm zu Fall gebracht und die Trümmer besetzt; weniger glücklich war man bei
zwei Türmen, die am 20. eingeschossen wurden, aber dem Feind
verblieben. Ein weiterer Turm wurde am 24. gesprengt. Am 25.
war "am Himmel ein Zeichen, welches einen Ton geben, als wenn es ein Schuß aus
die Cartaune". Endlich war der Verteidiger mürbe und verhandelte vom 28.
ab wegen Übergabe der Stadt. Am 3. Oktober zog er ab mit den
wenigen Leuten, die nicht Dienst beim Sieger nahmen. Letzterer feierte am
6. mit Predigt und TE DEUM, am 7. mit einem Bankett, das
der Kurfürst gab, vor dem am 8. die ganze "Armada" in Parade
stand. Görlitz war eine der bedeutendsten Städte jener Gegend und für
mittelalterliche Verhältnisse uneinnehmbar. Die Bürger hatten aber, wie überall
in Deutschland, während der langen Friedenszeit von 1555-1620 ihre
Mauern verfallen lassen, geschweige denn durch andere Anlagen ersetzt. Nun
mußten sie, wie so viele andere, für ihre unzeitige Sparsamkeit das zehnfache
zahlen.
Am 13. Oktober brach Franz-Albrecht auf und zog vor Stahlhandskes
LAGER BEI BEUTHEN, das von diesem schleunigst geräumt wurde. SCHLOSZ FREISTADT
widerstand vom 30. Oktober bis zum 2. November. Bei
GRÜNEBERG wurde eine Woche gerastet. Ger Feind lagerte bei Sommerfeld, zog aber
auch von hier am
27. "ganz still" nach Beuthen. Die Besatzung von SORAU räumte erst
die Stadt, dann auch das Schloß (6. und 7.
November). SAGAN hielt sich vier Tage, mit ihm zugleich fiel Schloß SPROTTAU.
Nur einen Tag (12. November) wehrte sich LÜBEN, während LAUBAN
eine zweitägige Beschießung aushielt (15. und 16.
November) und dann
kapitulierte. Mit der Einnahme des SCHLOSSES HEINZENDORF war die Säuberung
dieses Striches beendet, und Franz-Albrecht wendete sich dem rechten Oderufer
zu. Bei Glogau überschritt er am 28. und 29.
November den Strom und rückte vor GUHRAU. Hier mußte er sich zum Bau von
Laufgräben entschließen, bei welcher Arbeit er
sich zu nahe an die Stadt wagte und "gar gefährlich in den Kopf ge-
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schossen" wurde. "Dem Allerhöchsten sei's
gedankt, daß es wohl abgelaufen". Schon am 31. fing die Stadt an
zu verhandeln und ergab sich am 1. Januar 1642 auf
Gnade und Ungnade. Die gesamte Besatzung wurde "untergesteckt". SCHLOSZ
HERRNSTADT fiel am 3., am gleichen Tage begann die Belagerung von
WOHLAU, die schon am 7. mit Abzug der Besatzung endete. Es war
eigentlich die höchste Zeit für Winterquartiere, die kaiserlichen
Bevollmächtigten trafen auch am 10. ein, aber Franz-Albrecht
wollte auch die Stadt BEUTHEN noch nehmen, ehe er die Truppen entließ. Die
Annäherungsgräben wurden am 20. begonnen, am 22. mit
Schießen und Feuer-Werfen angefangen, während gleichzeitig CONSTADT durch eine
Entsendung berannt wurde. Letzteres ergab sich schon am nächsten Tage. Der
Kommandant von Beuthen verlor den Mut, als seine Anßenwerke auf beiden Oderufern
gestürmt waren und zog am 29. ab. Die Befestigungen wurden
geschleift. Die Reihe kam auch noch an BUNZLAU und LÖWENBERG, die nach kurzem
Widerstand bezwungen wurden. Drei Salven der Artillerie und Infanterie begrüßten
am 17. Februar den Abschluß des Feldzuges. An Gefangenen waren im
ganzen 2600 gemacht.
Franz-Albrechts Hauptquartier wurde NEISZE. Dort beschäftigte er sich
eifrigst mit Werbung neuer Regimenter und Auffüllung der alten. Ihm selbst als
Feldherrn kamen nach altem Brauch ein Regiment zu Pferd und eins zu Fuß zu. Es
traf sich günstig, daß der junge Kurfürst von Brandenburg mehrere Regimenter,
die er von seinem Vater überkommen hatte, wegen Unzuverlässigkeit entließ.
Franz-Albrecht übernahm von diesen das Reiterregiment des Oberstleutnants v.
Lüttke als Leibregiment. Den bisherigen Oberst, von Goldacker, hatte der Große
Kurfürst wegen Betrügereien festsetzen wollen, worauf er geflüchtet war. Ein
Fußregiment warb der Herzog selbst und übergab es dem Oberstleutnant v.
Rohrscheidt. Zwei ehemals brandenburgische Obersten, jener Goldacker und der
gleichfalls geflüchtere Moritz-August v. Rochow, stellten je ein Fußregiment
auf. Endlich brachten Henning v. Christau und jener ehemalige Rittmeister v.
Henning, der im Jahre 1634 mit seinem Herzog gefangen war, zwei
Reiterregimenter und Oberst v. Kracht ein Fußregiment auf die Beine. Ob durch
alle diese Neubildungen die gewünschte Stärke von 10 000 zu Fuß
und 5000 Reiter erreicht wurde, steht dahin. Soviel ist sicher,
daß der Gefechtswert der Truppe nicht hoch anzuschlagen ist. Auch mit Sold und
Ausrüstung sah es kläglich aus. Die österreichische
Heeresverwaltung hatte sich in dieser Beziehung längst eine Tradition
geschaffen, an der sie durch die Jahrhunderte hindurch zähe festgehalten hat.
Erstaunlich bleibt nur, daß bei so unverbesserlicher Mißwirtschaft der Staat
noch heil durch alle schweren Krisen sich durchretten konnte, bis ihm der
Weltkrieg das Rückgrat brach.
Am 20. Februar 1642 brach Franz-Albrecht nach Wien
auf. Beim Kaiser Ferdinand III. und dem Oberfeldherrn Erzherzog
LeopoldWilhelm wurde er zur Besprechung über die vorzunehmenden
Kriegshandlungen empfangen. Ersterer hatte ihm bereits schriftlich für die
Erfolge 1641 gedankt. Die übliche Teilnahme an Jagden von den
Schlössern Favorite und Laxenburg aus füllte den Rest des acht-
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tägigen Aufenthalts aus. Am 19.
März war er wieder in Neiße. In seiner HEIMAT hatten inzwischen die Schweden
seine Güter besetzt und SCHWERE KONTRIBUTIONEN verlangt, wogegen Herzog
FranzKarl als Sachwalter seines Bruders vergeblich Einspruch erhob.
Durch Franz-Albrechts Erfolge im Vorjahr hatte der schlesische Kriegsschauplatz
lange nicht gehabte Wichtigkeit erlangt. Schweden durfte es nicht erst zu dem
Vorstoß oderabwärts gegen die pommersche Küste kommen lassen. So brach der neue
Oberfeldherr Torstenson - Baner hatte sich zu Tode getrunken - aus der Altmark
plötzlich in Eilmärschen nach Schlesien auf und erschien am 21.
April vor Glogau. Stahlhandske, der im Herbst 1641 nach Landsberg
a. d. Warthe ausgewichen war, schloß sich dem Hauptheer an. Glogau und Guben
fielen schon am 24. und 26. April. Derweilen
sammelte Franz-Albrecht seine in den Quartieren weit verstreuten Truppen bei
Breslau. Auf fortgesetzte Mahnbriefe nach Wien bekam er endlich Artillerie und
am 22. Mai Verstärkung an Reitern durch den Oberst v. Heister. Das
Gegebene wäre gewesen, daß auch die österreichische Hauptarmee, die in Böhmen
stand, herbeigeeilt wäre, um mit Franz-Albrecht vereint Torstenson
zurückzutreiben. Sie rührte sich nicht.
Am 29. Mai erfolgte die letzte Eintragung in Franz-Albrechts
Notizkalender. - Mit der Wahrscheinlichkeit der Hinzukunft der kaiserlichen
Hauptarmee rechnete auch Torstenson. War er bis jetzt oderabwärts marschiert, so
bog er am 15. Mai von Steinau a. O. plötzlich nach Süden ab, um
sich des Gebirgsaustritts bei SCHWEIDNITZ
zu versichern. Diese Stadt war nur schwach besetzt, ihre Verteidigung nunmehr
aber von äußerster Wichtigkeit. Franz-Albrecht erkannte dies sofort und
beschloß, die Besatzung noch vor Torstensons Ankunft mit "Volk und Munition" zu
verstärken. Die Ausführung wäre Sache eines Unterführers gewesen; aber der
Mangel an geeigneten Generalen im Kaiserheer war so stark, daß Franz-Albrecht
selbst die Leitung übernehmen mußte. Von seinem Aufbruch aus dem Lager bei
Breslau mit dem Großteil der Reiterei, vier Geschützen und 500
Dragonern (diese waren berittene Infanterie und fochten nur zu Fuß), erhielt
Torstenson sogleich durch einige Bürger Nachricht. Er verstärkte seine Vorhut
unter General Wirtenberg durch ein Reiterkorps unter Königsmark, der ihm am
31. Mai Franz-Albrechts Annäherung meldete. Torstenson ließ jetzt
Schweidnitz durch Kavallerie einschließen, Infanterie, schweres Geschütz und
Troß vor der Stadt halten und rückte mit dem Rest dem Feind entgegen. Den
Verlauf des Kampfes und seine Folgen mag der vortreffliche schwedische
Geschichtsschreiber Chemnitz schildern. "Zu vorderst etliche Reiter voraus
kommandierend, die sich vor denselben (Franz-Albrecht) henken und ihn aufhalten
müssen, damit er ohne zu schlagen nicht von ihm (Torstenson) ab und in sicheren
Gewahrsam käme. Herzog Franz-Albrecht, wie er sähe, daß es heißen wollte, Vogel
friß oder stirb, und er ohne Gefahr in Unordnung zu geraten, nicht würde
zurückweichen können, stellte sich dagegen mit seiner Reiterei in gute Postur
und Schlachtordnung unterm Zobtenberge. Sobald nun der Feldmarschall
(Torstenson) mit der
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Kavallerie wie auch neun Brigaden zu Fuß und
etlichen Stücken (so doch nicht gebrauchet worden) ihm etwas genähert und die
Seinigen zur charge angehen lassen, hielt zwar des Feindes linker Flügel selbige
anfangs aus. Weil aber die übrigen Regimenter zu wanken begannt, wandten sie
sich darauf zur stund allesamt, gerieten darüber in
Confusion und stracks in völlige Flucht. Welche die schwedischen Reuter, soviele
der Feldmarschall davon bei sich gehabt, auf verschiedenen Wegen über 5
Meilen verfolget: worüber sie an Toten und Gefangenen ziemblich
eingebüsset. Jedoch war kein Zweifel, daß, wenn sie einigen Paß, um sich darüber
zu retirieren und nicht das flache Feld mit etwas dünnem Wald, so zum Ausreißen
sehr bequem, vor sich gehabt, der Schaden noch größer gewesen und ihrer nicht so
viel, wie geschehen, davon würden kommen sein. Gefangen wurden Herzog
Franz-Albrecht selbst, so hart verwundet war, Generalwachtmeister Hanau, etwa
100 Offiziere, 1100 Gemeine, 14
Standarten, 4 Stücke (Geschütze), ohne sondern ihren Verlust.
Herzog Franz-Albrecht ist den letzten Tag dieses Monats (die Schweden rechneten
noch nach dem
alten Kalender; der Todestag ist also der 10. Juni) an empfangenem
Schüsse Todes verfahren, und mit ihm die Arnheimischen (Arnimschen) Consilien,
so er nach Arnheims tödlichem Abgänge, ins Werk zu setzen höchlich sich bemüht,
allerdings in Brunnen gefallen. Dessen zu sonderbarem Zeichen in der Nacht
hernach in Dresden in der
Kreuzkirche Arnheims Leichenfahne, *) so etwan dieser Hertzog
Franz-Albrecht ihm nachsetzen lassen, mitten entzwey gebrochen. Gegen des
Hertzogs toten Körper erwies der Feldmarschall alle Humanität und Höfflichkeit,
wiewohl er im Leben dessen Feind und Gefangener gewesen, **) und ließ ihn
folgends, alldieweil er von verschiedenen fürstlichen Personen und Piccolomini
inständig darum ersuchet worden, frei, ohne entgelt ab und auf die Gegenseite
hinüber folgen. - Der sächsische General v. Hofkirchen, in Stettin als
schwedischer Gefangener, ist bei der Todesnachricht "wie er ohne des frey und
frech von Worten, auf die kaiserliche Reuterei heftig gescholten und losgezogen,
welche allezeit solchergestalt auszureißen und ihre Generale im Stich zu lassen
pflegte, Massen dergleichen ihm selbst widerfahren war.''
Es bleibt nun wenig mehr zu sagen. Das "herzallerliebste Christingen", dem ihr
Gatte Stintenburg als Wittum verschrieben hatte, wurde in diesem Besitz von
allen Seiten angefochten, wie im Heft 3 Band VII des
Archivs J. Jöns in einem ausführlichen Aufsatz über Stintenburg darlegt. Sie
heiratete später ihren Vetter Herzog Christian-Ludwig von Mecklenburg-Schwerin (7.
Juli 1650). Diese Ehe war bald unglücklich durch Schuld des
Gatten. Die Herzogin zog zu ihrer an den Herzog von Braunschweig verheirateten
Schwester,
_______________
*) Für Gestorbene wurden früher seitens der Hinterbliebenen in der Kirche Fahnen
aufgehängt, in deren Tuch nebst einem Bibelspruch kurze Lebensdaten eingestickt
waren. Chemnitz meint aber wohl ein steinernes Epitaph.
**) Dies ist eine Verwechslung, wohl mit Herzog Rudolf-Maximilian Torstenson war
1632 beim Sturm auf Wallensteins Lager vor Nürnberg gefangen. Der
genannte Herzog kommandierte als General in der bayrischen Armee. Torstenson war
Gefangener des Kurfürsten von Bayern und saß in Ingolstadt.
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während Christian sich lange in Stintenburg
behauptete gegen alle Versuche seines Vaters und des Herzogs
August, ihn zu entfernen.
Zieht man nun das Fazit aus Franz-Albrechts reich bewegtem
Leben, so ist eines unbestreitbar: daß er zu den Begabteren der
vielen Feldherren aus dem dreißigjährigen Kriege gehört. Das Lob
GustavAdolfs, daß er resolut und kriegserfahren sei, hat er bis
zum Tode bewährt. Seine fünfmalige Verwundung sollte ihn auch
gegen den
Verdacht der Feigheit schützen. Das Ziel seines politischen
Strebens, einen Verständigungsfrieden herbeizuführen, wird die
Jetztzeit am allerwenigsten tadeln. Den zweimaligen
Parteiwechsel ihm mehr als seinen Zeitgenossen, die gleiches
taten, anzurechnen, wäre unbillig. Auch die Mitwelt hat
letzteres nicht getan, wenn man von der im Kriege
unvermeidlichen Verwertung in der Pressepropaganda absieht. Es
sei hier neben den schon in der Einleitung genannten Beispielen
besonders auf ein wenig bekanntes vom Kriegsschluß hingewiesen.
Als 1647 der Kurfürst von Bayern mit Frankreich
und Schweden Waffenstillstand schloß, versuchten zwei seiner
Generale, die berühmten Reiterführcr Jan van Werth und v.
Spörken, das bayrische Heer zum Übertritt in kaiserliche Dienste
zu verleiten. Der Kurfürst ächtete sie und setzte hohe Preise
auf ihre Köpfe. Das hinderte ihn aber nicht, 1648,
als die beiden inzwischen kaiserliche Generale geworden waren
und er den Waffenstillstand gekündigt hatte, seine Truppen den
Abtrünnigen zu unterstellen. Als im selben Jahr der Kurfürst
seinen General v. Hunolstein in der Beförderung übergeht,
schreibt er an den Minister, jenen
gut zu behandeln, da sonst anzunehmen sei, daß er zum Feinde
übergehen würde. -
Endlich ist der Vorwurf, als habe Franz-Albrecht seinen
sächsischen Kriegsherrn an die Kaiserlichen verraten, nicht zu
beweisen. Ein freundschaftlicher Verkehr mit dem Gegner vertrug
sich sehr wohl mit den damaligen Kriegsbräuchen. Wieder möge ein
klassischer Zeuge sprechen. Pappenheim berichtet im Jahre
1627, als er den dänischen
Oberst Graf Solms in Wolfenbüttel belagerte: "Wir Haltens auf
alt abenteurischen Ritterbrauch. Wann das Treffen fürüber und
unsere schweißigen (blutigen) Köpf' abgewischt, so kommen wir
dann zusammen auf dem Feld, discourieren, essen und trinken und
lobt einer des anderen ritterliche Taten, als wenn wir die
besten Freunde wären."
Franz-Albrecht hat nach norddeutscher Weise, was ihn im
innersten bewegte, scheu bewahrt oder gar durch eine derbe
Redensart sich den Anschein der Unbekümmertheit zu geben
versucht. Daß er so unverfängliche Dinge, wie sein Gedenken an
den verstorbenen Freund Arnim oder das Lesen in der Bibel, durch
Geheimschrift der
Möglichkeit entzieht, daß Dritte davon Kenntnis nehmen könnten,
ist nicht die Art leichtfertiger oder gar verbrecherischer
Menschen.
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