Eine Umfrage nach einigen Wildarten, die das
"Institut für Jagdkunde" in Berlin-Zehlendorf 1930
veranstaltete, ergab, daß die der südosteuropäisch-asiatischen
Tierwelt angehörende, hühnerartige Großtrappe in der Nordmark
nicht vorkommt. Es liegen aber besonders aus Lauenburg eine
ganze Anzahl von Beobachtungen vor, nach der diese Vogelart
nicht nur gesehen und erbeutet ist, sondern sogar gebrütet hat.
Bei BESENTHAL war die Trappe nach Mitteilung des von dort
stammenden Kaufmanns Hundt-Lübeck am Anfang dieses Jahrhunderts
Standvogel. Er hat sie ständig das ganze Jahr hindurch gesehen
und vermutet, daß sie damals dort auch brütete. Kaufmann
Möller-Lübeck, der die Jagd bei BESENTHAL und BERGHOLZ vom Jahre
1914-1924 innehatte, hat dort mehrfach im Frühjahr
Großtrappen gesehen und eine einmal fast in Schußnähe vor sich
gehabt. Vom Brüten konnte er nichts mehr berichten. Vor 50
Jahren war nach Lehrer Behrends-Gudow die Art bei ROSENGARTEN
verbreitet. Im Jahre 1911 sind aber nur noch
1 oder 2 Großtrappen gesehen worden.
Noch vor einigen Jahren hat der Kammerherr v. Bülow-Kehrsen ein
brütendes Paar beobachtet, sie allerdings später niemals
wiedergesehen. Beim Erblandmarschall v. Bülow-Gudow steht nach
Behrends noch eine vor 50 Jahren geschossene
Trappe. Jagdvorsteher Millahn hat sie dort in seinem Jagdrevier
von 1900-1907 ständig als Brutvogel gehabt. Es
balzten im Frühjahr 1, auch 2 Hähne,
und es wurden 5-7 Hennen beobachtet. 1-2
Gelege sind stets ausgekommen. Durch Aufforstung großer Flächen
wurden ihrer von Jahr zu Jahr weniger, trotzdem sie geschont
wurden. 1912-1914 kamen sie noch hin und wieder
vor. 1917 ist noch eine geschossen worden, seit
dem Frühjahr 1920/21 hat er keine mehr gesehen. Auf der
Bröthener Heide ist nach Förster a. D. Roeder eine Trappe im
Jahre 1923 geschossen worden. Prof. Dietrich
berichtet 1922, daß im Jahre 1900
ein Vogel und ein Gelege bei Mölln erbeutet worden sind. Nach
Kaufmann Möller-Lübeck ist das aber bei GÖTTIN geschehen, von wo
Claudius die Trappe schon 1866 angibt.
Mittelschullehrer Böhncke schreibt mir, daß vor 20
Jahren (also 1911) mehrere Trappen bei
SARNEKOW erlegt wurden. Behrends' Schwiegervater hat hier einst
ein Gelege beim Pflügen gefunden. Als Kind hat seine Frau die
Trappen wiederholt gesehen. 1916 erzählte mir
Förster Nolte-Wotersen, daß sie bei GÜSTER brütet.
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Bei ROSEBURG ist im Sommer 1909
ein Gelege dicht am Elbe-TraveKanal gefunden und durch den Mittelschullehrer
Feilcke dem Lübecker Sammler Peckelhoff gebracht worden. In des verstorbenen
Möllner Senators Dettmann Sammlung steht eine Trappe von Gudow aus dem Jahre
1918 (S. "Lauenburgische Heimat" V. Jahrg. (1929) Heft
3 S. 69). 1916 bezeichnete mir
Dettmann sie als bei GUDOW (Wasserkrug) brütend. In Dr. Herings Aufzeichnungen (1911)
steht, daß nach Mittelschullehrer Böhncke auch bei GRAMBEK Trappen vorkommen.
Lehrer Jessen-Grambek gab damals an, daß sie seit 1903 dort
auftraten und 1911 noch vorhanden waren; sie sollen 1911 auf
dortiger Feldmark gebrütet haben. Im Jahre 1916 erzählte mir
Fischer Ries-Drüsen, daß etwa um 1910 7 Stück aus dem Steinfeld
bei DRÜSEN geschossen worden sind. Mittelschullehrer Böhncke gibt an, daß
1925 eine Großtrappe bei Hollenbek erlegt sei, die dort beim Gastwirt
Hagemann steht. Eine zweite, die er Dettmann-Mölln für seine Sammlung übergeben
hat, ist ihm 1926 von dort gebracht worden. Hering, der 1929
über die Sammlung berichtete, gibt als Erbeutungsdatum den 25.
April 1926 an. Gemeindevorsteher Haack teilt mir auf Anfrage mit,
daß auch bei SEEDORF die Großtrappe vereinzelt vorkommt. In der Vogelsammlung
von Schloß SEEDORF, die jetzt in alle Winde zerstreut ist, stand eine Trappe
(Landesarchivar Schellbach). Ende Januar 1912 ist eine Großtrappe
bei KLEMPAU angeschossen worden. Landesarchivar Schellbach teilt mit, daß in der
Mecklenburg-Strelitzschen Enklave bei Alt-Horst ein "Trappenberg" liegt, und daß
1872 in DECHOW die Knechte des Hufners Isernhagen bei strenger
Kälte das 6jährige Söhnchen aufforderten, einen Sack am Knick ein
Weilchen aufzuhalten, da dann Trappen hineinlaufen würden. Die Knechte gingen
abends öfter aus, "um Trappen zu fangen", brachten freilich nie eine nach Haus.
Es liegen demnach über das Vorkommen der Großtrappe in Lauenburg Mitteilungen
vor, die bis 60 Jahre zurückliegen und mit dem Jahre 1926,
wo an mehreren Orten in Schleswig-Holstein Trappen festgestellt wurden. enden.
Über 17 erbeutete konnten in diesem Zeitraum festgestellt werden,
dreimal wurden einzelne Gelege gefunden (Rosengarten, Sarnekow, Roseburg), bei
Rosengarten 1900-1907 jährlich 1-2, an drei Orten
haben außerdem die Trappen gebrütet (Güster, Grambek, Gudow), an zwei weiteren
wurde das Brüten vermutet (Besenthal und Drüsen-Lehmrade). Viele wurden gesehen.
Aus den letzten Jahren liegen leider keine Nachrichten mehr vor.
Dieses lauenburgische Brutgebiet ist sicher kein inselartiges, sondern hängt
gewiß mit dem durch Mittel- und Südmecklenburg hindurchgehenden zusammen, wenn
auch zwischen den als westliches Auftreten in Mecklenburg von Pastor Clodius im
Mecklenburgischen Archiv genannten Ort, die sich etwa mit den in der Deutschen
Jäger-Ztg. angemerkten decken, und den lauenburgischen eine Lücke von etwa
20 Kilometern klafft.
Wer kann weitere Angaben über das Auftreten der Großtrappe in Lauenburg machen?
Jede Nachricht wird dankbar von der Schriftleitung der "Lauenburgischen Heimat"
entgegengenommen.
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