Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1936


[Miszelle]

Kleine Mitteilungen

 

Weihnachten, das Fest des Christkindes, aller Kinder und derer, die sich ein kindlich Herz bewahrten, ist vorüber. Erloschen sind die Kerzen am Christbaume - eine nach der andern, die letzte flammte noch einmal auf und vom Himmel hoch tönte das Friede-auf-Erden. Altväter Glaube. Altväter Brauch. Das zwanzigste Jahrhundert bescherte uns den "Christbaum für Alle!" Ein Druck, und er strahlt im Glanz von Xtausend Osram-Kerzen - Installation und Montage von Meier & Co. - viel größer, viel heller und viel teurer, als irgend ein Tannenbäumchen. Friede auf Erden konnte leider nicht geliefert werden, auch das Geheimnisvolle war nicht am Lager, weil zu wenig gefragt, aber statt der veralteten Weihnachtslieder von der stillen, heiligen Nacht heulen die Autohupen vor dem Verkehrshindernis und besonders sinnige Gemüter finden die stattliche Theaterdekoration "wirklich sehr nett". Und die Armen? - das Lichtchen und der Tannenzweig, den uns die Winterhilfe spendet, ist uns lieber, als der protzige, stimmungslose Riesenbaum, der am Wege steht.

Wie war es doch? Fiebernd vor Erwartung harrten die Kleinen des Klingelzeichens, das einmal im Jahre die Zeit der Märchen und Wunder einläutete. Und wenn dann die Tür aufsprang und der Lichterbaum dastand, geschmückt mit goldenen Äpfeln und Nüssen, an seinem Fuße das Christkind in der Krippe, ein holdes Wunder, dann war alles doch noch viel, viel schöner, als man geträumt. Vorbei. Es war einmal.

Damit, daß die Kinder schon Wochen vorher den Christbaum im Warenhaus von Cohn und Manasse zwischen billigem Schund sehen mußten, hat ja wohl die neue Zeit aufgeräumt, wann aber kommt endlich der Tag. an dem diese gutgemeinte, aber gedankenlose Lichtreklame nicht mehr Mode ist?

S. S.

 1936/1 - 21
 

 

 

 

 

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