Wortlaut der Podcasts zu den Info-Tafeln in der Stadt Ratzeburg
Podcast „Von Ratibor zu Ratzeburg“
Sie befinden sich auf der Ratzeburger Schlosswiese und sehen vor sich einige alte Holzfundamente.
Sicherlich fragen Sie sich, woher der Name „Schlosswiese“ stammt, wenn hier doch gar kein Schloss zu sehen ist, und welche Bewandtnis es mit dem großen, ringförmigen Holzfundament hat. Das erklärt sich durch die Geschichte Ratzeburgs.
Die erste urkundliche Erwähnung einer Burg „Ratzeburg“, dem „castellum racesburg“, erfolgte im Jahr 1062, als König Heinrich IV. dem Billungerherzog Otto von Sachsen die Racesburg schenkte. Die Stadt Ratzeburg ist daher bereits über 950 Jahre alt. Zuvor hatte hier der slawische Fürst Ratibor gelebt, der auch Rat’se genannt wurde und auf dessen Namen vermutlich der Name „Ratzeburg“ zurückzuführen ist. Von der damaligen Burganlage dieses christlichen Fürsten sind keine Überreste mehr erhalten.
Im Jahr 1142 errichtete Graf Heinrich von Badewide an dieser Stelle eine neue Burg, aus der sich im Laufe der Jahrhunderte ein wunderbares Schloss entwickelte. Der berühmte Kupferstich von Gerdt Hane des Jahres 1588, den Sie auf der Tafel oben in der Mitte sehen, zeigt die beeindruckende Schloss- und Stadtinsel des mittelalterlichen Ratzeburgs und den großen Ringwall.
Als das askanische Haus im Jahr 1689 ausstarb, fiel das Herzogtum Lauenburg an das welfische Haus Lüneburg-Celle. Der Welfenherzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, den sie auf dem Bild rechts in der oberen Reihe sehen, befahl 1689 den Abriss des alten Schlosses; sein Ziel: die Stadt in eine Festungsanlage umzuwandeln.
Wenig zimperlich ging Fürst Georg Wilhelm allerdings mit der Herzogin Sibylla Hedwig um, der Tochter des Herzogs August. Die alte Dame wurde aufgefordert, das Ratzeburger Schloss zu verlassen. Als sie nicht einwilligte, wurde sie aus dem Schloss hinausgegrault, indem man Sprengpulver neben ihrer Wohnung lagerte und einfach mit dem Abriss des Schlosses begann.
Der dänische König Christian V. bewertete diese Befestigung Ratzeburgs als eine konkrete Bedrohung seiner Herrschaft im benachbarten Holstein und ließ daher 1693 die Stadt Ratzeburg vollständig in Schutt und Asche legen. Eine Zeichnung der verheerenden Beschießung sehen Sie auf dem Bild links in der unteren Reihe.
Während des Angriffs haben die welfischen Verteidiger aus strategischen Erwägungen tatsächlich ernsthaft überlegt, den Ratzeburger Dom in die Luft zu sprengen. Ein Foto vom Dom können Sie in der Mitte der unteren Bildreihe sehen. Die Sprengung des Turms erfolgte nur deshalb nicht, weil nicht genügend Sprengstoff vorhanden war. So hätten ausgerechnet Welfen beinahe ein einmaliges Bauwerk zerstört, das 1154 von ihrem berühmten Vorfahren, dem Welfenherzog Heinrich dem Löwen, erbaut wurde.
Den dänischen Truppen gelang es trotz großer Übermacht nicht, die Stadt einzunehmen. Ende September 1693 konnte in den Friedensverhandlungen der „Hamburger Vergleich“ abgeschlossen werden. Dieser Vertrag hatte zum Inhalt, dass die Festungsanlagen in Ratzeburg geschleift werden mussten und die dänischen Truppen sich als Gegenleistung aus dem Land Lauenburg zurückzogen. Dafür verblieb das Herzogtum Lauenburg bei Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg.
Von dem Schloss sind leider keine Überreste mehr vorhanden, wohl aber von den Befestigungsanlagen, deren Reste als Bodenfundament vor Ihnen liegen. Daher trägt dieser Bereich Ratzeburgs in Erinnerung an das ehemalige Schloss den Namen „Schlosswiese“. Der gegenüberliegende See hinter dem Hotel „Der Seehof” trägt den Namen „Küchensee“. Warum? Weil die hier gefangenen Fische den damaligen Schlossherren vorbehalten waren.
Das Bild in der unteren Reihe rechts zeigt die Ausgrabungen durch das Kieler Landesamt für Vor- und Frühgeschichte im Jahre 1980. Die Archäologen legten auf der Schlosswiese das Fundament eines Geschützvorbaus frei. Der Vorbau mit einem Durchmesser von 20 Metern war damals an der Außenseite des Ringwalls eingebaut und stammt aus dem Jahr 1524. Diese Bastion war auf 8000 in den Boden eingerammten Baumstämmen errichtet worden. Die heutige Rekonstruktion dieser Anlage zeigt anschaulich die Struktur des aufwendigen Fundaments.
Podcast-Text „Ratzeburg im Wandel der Zeit“
Das genaue Alter Ratzeburgs kennen wir leider nicht. Wir wissen aber, dass Menschen schon vor Tausenden von Jahren hier auf der Insel in einer kleinen Siedlung gelebt haben. Die erste Erwähnung Ratzeburgs findet sich in einer in Worms ausgestellten Urkunde aus dem Jahre 1062. Dort ist festgehalten, dass König Heinrich IV. dem Billunger-Herzog Otto von Sachsen die im Polabengau gelegene Burg „Racesborg” schenkte. Daher feierte die Stadt Ratzeburg im Jahr 2012 ihr 950-jähriges Jubiläum.
Der damalige Name „Razzisburg“, heute Ratzeburg, ist wahrscheinlich auf den slawischen Fürsten Ratibor zurückzuführen, der auch „Rat‘se“ genannt wurde. Dieser christliche Fürst ist zwar nicht der Gründer, vermutlich aber der Namensgeber für Ratzeburg. Fürst Rat’se residierte in einer von einem Ringwall umgebenen Burganlage, von der leider keine Überreste mehr erhalten sind. Aus dieser Burganlage entwickelte sich die Residenz der askanischen Herzöge von Sachsen-Lauenburg.
Als der letzte Askanier Herzog Julius Franz im Jahr 1689 ohne männliche Nachkommen überraschend starb, besetzte der Welfen-Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg das Land mit seinen Truppen. Er ließ 1689 das prächtige alte Askanier-Schloss abreißen und baute stattdessen Ratzeburg zu einer großangelegten Festung um. Der benachbarte dänische König Christian V. wertete diese Ausdehnung der welfischen Macht nördlich der Elbe als eine Verletzung der im „Westfälischen Frieden“ von 1648 getroffenen Vereinbarungen.
Daher belagerten 1693 etwa 12.000 dänische Soldaten Ratzeburg und legten in einem schweren Bombardement die gesamte Stadt an einem einzigen Tag fast vollständig in Schutt und Asche. Nur der Dom, die Stadtkirche St. Petri und fünf Häuser überstanden den verheerenden Feuersturm. Auf der Karte oben links können Sie die Beschießung Ratzeburgs von den umliegenden Anhöhen aus gut erkennen.
Obwohl es dem dänischen König nicht gelang, die Stadt Ratzeburg militärisch einzunehmen, ließ er eine Siegesmedaille prägen, die auf dem rechten Bild in der oberen Reihe zu sehen ist. Die Rückseite der Medaille zeigt die heidnische Göttin Siwa, die von den Slawen in Ratzeburg als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt wurde. Auf der Medaille wirft Siwa — als Symbol für die zerstörte Festung Ratzeburg - ihre Waffen in den See. Daher trägt die Ratzeburger Schwimmhalle den Namen „Aqua Siwa“.
Der systematische Wiederaufbau Ratzeburgs begann 1693 sofort nach dem Friedensschluss, dem „Hamburger Vergleich“. Der Grundriss auf dem Bild in der unteren Reihe links zeigt den Stand des Wiederaufbaus im Jahr 1703. Der Neuaufbau erfolgte im Stil einer barocken geometrischen Anlage nach dem Muster der Stadt Mannheim. Die letzten Festungsanlagen der Stadt wurden im Jahr 1816 durch die Dänen zerstört. Diese „Endfestung“ führte zu dem Ratzeburger Straßennamen „Demolierung“.
In der Mitte der zweiten Bildreihe sehen Sie ein Gemälde von der alten Lauenburgischen Gelehrtenschule aus dem Jahr 1849. Die Gründung dieser traditionsreichen Schule geht bis in das hohe Mittelalter auf den bekannten Herzog Heinrich den Löwen zurück. Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, gründete im Jahr 1154 das Bistum Ratzeburg und ließ danach den Ratzeburger Dom mit einer dazugehörigen Domschule bauen. Die heutige Lauenburgische Gelehrtenschule ist die unmittelbare Nachfolgerin dieser alten Domschule.
1845 genehmigte der dänische König Christian VIll. als damaliger Landesherr die Errichtung eines neuen Schulgebäudes. Die neue Schule in der Straße „Unter den Linden“ wurde 1849 bezogen. Die Schülerzahl stieg in den folgenden Jahrzehnten ständig an, und so wurde 1960 ein Neubau im Fuchswald auf dem St. Georgsberg errichtet.
Das ehemalige Schulgebäude wird seit 1988 als Ratzeburger Rathaus genutzt; und so erklären sich auch die goldenen Lettern über dem Rathaus-Eingang: „DOCTRINAE, SAPIENTIAE, PIETATI“. Denn dies ist das Schulmotto der ehemals in diesem Gebäude ansässigen Gelehrtenschule und bedeutet: „der Lehre, der Weisheit, der Frömmigkeit“.
Podcast „Rund um den Barlach-Blick“
Das erste Bild links in der oberen Reihe zeigt Reste der von Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg errichteten Nordwest-Bastion mit Erdwällen, Kanonen und Fundamentresten. Dieser Bereich wird nach dem bekannten Ratzeburger Künstler Ernst Barlach auch Barlach-Blick genannt. Barlach war mehrere Jahre ein Schüler der Lauenburgischen Gelehrtenschule. In seiner Biografie „Ein selbsterzähltes Leben“ schwärmte er von diesem herrlichen Blick über den Ratzeburger See und wie nachhaltig seine Seele von dieser einmalig schönen Natur berührt wurde.
Das sehenswerte Barlach-Museum befindet sich im Stadtzentrum unmittelbar neben der Stadtkirche St. Petri. Das Grab von Ernst Barlach finden Sie auf dem Friedhof in der Ratzeburger Vorstadt. Im Volksmund ist dieser Barlach-Blick eher als Liebesinsel bekannt, weil sich hier häufig Liebespaare treffen.
In der Mitte der oberen Reihe sind zwei farbenprächtige Wappenfenster abgebildet, die Sie im ersten Stock des Rathauses finden. Die Landesregierung von Schleswig-Holstein hat der Stadt Ratzeburg im Jahr 1962 diese wunderschönen Wappen-Fenster aus Anlass des 900-jährigen Stadtjubiläums geschenkt. Das rechte Fenster zeigt die Wappen der sieben Ratzeburger Partnerstädte. Diese Städtepartnerschaften werden durch zahlreiche gegenseitige Besuche intensiv gepflegt. In der kleinen Gartenanlage hinter dem Rathaus finden Sie einen kleinen Granit-Kegel, in dem die Namen der Partnerstädte Ratzeburgs eingraviert sind. Dieser Kegel soll die Idee von einem in Frieden zusammenwachsenden Europa symbolisieren.
Auf dem Bild rechts in der oberen Reihe ist die Ratzeburger Bücherei abgebildet, die 1994 in der ehemaligen Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule untergebracht wurde. Der erforderliche Anbau in moderner Architekturform wurde mit Bedacht in einem bewussten Kontrast zu der unter Denkmalschutz stehenden Turnhalle errichtet. Die vor der Bücherei liegenden Bücher aus Granitstein sollen symbolisch den hohen Wert der Literatur und die Wichtigkeit des Forschens verdeutlichen.
Im Jahr 1898 wurde an der Lauenburgischen Gelehrtenschule eine Ruderriege gegründet, die Ausgangspunkt für die großen Erfolge Ratzeburgs im Rudersport ist. Im Bild links in der unteren Reihe ist das Bootshaus der Schule abgebildet, das auch heute noch intensiv von der Ruderriege des Gymnasiums genutzt wird. Der Weg am Bootshaus entlang des Ratzeburger Sees wurde zu Ehren des Ratzeburger Ruder-Professors Karl Adam nach seinem Namen benannt.
Adam erhielt als Lehrer an der Gelehrtenschule im Jahr 1948 von seinem Schulleiter Tredup den Auftrag, die Schülerruderriege zu betreuen. Natürlich bat Adam um den Kauf eines Ruderboots. Die Antwort des Schulleiters lautete: „Na, wollen mal sehen.“ Zwei Tage später sagte der Direktor im Vorbeigehen zu Adam: „Ihr Boot können Sie bestellen, das bezahlt die Elternschaft.“ Als Adam sofort ein zweites Boot anforderte, war die Antwort des Schulleiters erneut: „Na, wollen mal sehen.“ Wenige Wochen später konnte auch das zweite Ruderboot bestellt werden.
Aus dieser Schülerruderriege ging 1953 der Ratzeburger Ruderclub hervor, dessen Sportler von Karl Adam betreut wurden. Ihm zu Ehren wurde auf dem Gelände des Ruderclubs ein großer Gedenkstein aufgestellt, den Sie auf dem Foto in der Mitte der unteren Reihe sehen können.
Karl Adams innovative Trainingsmethoden und die Umsetzung seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bootsbau waren sensationell erfolgreich, so dass die von ihm trainierten Sportler bei Deutschen Meisterschaften, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zahlreiche Titel errangen.
Ein legendärer Höhepunkt war der Sieg des Deutschland-Achters bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Bei ihrer USA-Reise im Jahr 1960 errangen die Ruderer im Achter bei fünf Starts fünf Siege und wurden als Höhepunkt ihrer Karriere von Präsident Kennedy empfangen. Der Deutsche Ruderverband hat wegen der vielen Erfolge des Ratzeburger Ruderclubs die Ruderakademie Ratzeburg gegründet.
Auf dem rechten Bild in der unteren Reihe ist das Kreispferd abgebildet, das im Kurpark gegenüber dem Rathaus seinen Standort hat. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hat der Stadt Ratzeburg sein Wappentier zum 900-jährigen Jubiläum geschenkt.
Podcast-Text „Rund um den Marktplatz“
Der Ratzeburger Marktplatz mit der Stadtkirche St. Petri und dem ehemaligen Rathaus von 1843 stellt seit Jahrhunderten für den Handel und die Verwaltung ein wichtiges Zentrum der Kreisstadt dar. Da fast alle Häuser in Ratzeburg durch einen verheerenden Angriff der Dänen im Jahre 1693 vollständig zerstört wurden, stammen die ältesten Gebäude wie die Alte Wache und das Alte Kreishaus erst aus der Zeit nach 1700. Sie sehen diese beiden Gebäude auf der Tafel in der oberen Reihe.
Als Vorbild für den Neuaufbau Ratzeburgs diente die barocke geometrische Struktur der Stadt Mannheim mit dem Marktplatz als einem historischen Zentrum, von dem alle Straßen in rechtwinkligen Richtungen abgehen.
Seit dem Jahr 1866 war Ratzeburg der Garnisonsstandort des Lauenburgischen Jäger-Bataillons Nr. 9. Die Alte Wache diente bis 1919 als Hauptwache und verfügte über ein Krankenrevier und eine Arrestzelle. Die heutige Bundespolizeiabteilung Ratzeburg als Nachfolgerin des Bundesgrenzschutzes knüpft mit ihrem Standort in der Ratzeburger Vorstadt an diese Tradition Ratzeburgs als Garnisonstandort an.
Im 1. Stock des Alten Kreishauses sind an den Wänden des Sitzungssaals eindrucksvolle Wandteppiche mit Motiven aus der Geschichte des Kreises angebracht. Außerdem ist hier ein alter Ledersessel zu bewundern, in dem der ehemalige Reichskanzler Otto von Bismarck als Mitglied des Kreistages in den Jahren 1892-1896 bei verschiedenen Kreistagssitzungen gesessen hat.
Das Bild in der oberen Reihe rechts aus dem Frühjahr 1945 zeigt das Elend der vielen Flüchtlingstrecks, die auf der Flucht vor der heranrückenden sowjetischen Armee in den Westen nach Schleswig-Holstein flohen. Für eine Nacht konnte Rast auf dem Marktplatz gemacht werden, bevor die Trecks weiter in das Landesinnere geleitet wurden.
Ratzeburg blieb im Zweiten Weltkrieg von Kampfhandlungen verschont; allerdings verdoppelte sich die Einwohnerzahl durch Flüchtlinge, Vertriebene und Evakuierte. Gegenüber der Vorkriegszeit stieg die Einwohnerzahl bis zum März 1946 von 6.100 auf 12.300. Gegenwärtig beträgt die Einwohnerzahl Ratzeburgs zirka 15.000.
Ratzeburg ist Sitz der Kreisverwaltung. Und das Wappen des Kreises Herzogtum Lauenburg, das Sie in der unteren Reihe links sehen, ziert den Giebel vom Alten Kreishaus. Das Herzogtum Lauenburg war seit 1865 mit dem Königreich Preußen in Personalunion verbunden.
In der Mitte des Marktplatzes wurde 1890 ein großes Denkmal zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet. Die Widmung auf der Vorderseite lautete: „Dem Einiger Deutschlands Kaiser Wilhelm I. dem Siegreichen das dankbare Lauenburg“. Die Rückseite trug die Inschrift: „Dem König von Preußen Wilhelm I. huldigte das Herzogtum Lauenburg am 26. September 1865“.
Sie wundern sich, warum sie kein Standbild sehen? Können Sie auch nicht: Es wurde im Zweiten Weltkrieg wegen der Rohstoffknappheit abgerissen und eingeschmolzen. Im Jahr 1876 wurde das Herzogtum als preußischer Landkreis in die Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert. Das sah zunächst wie eine Herabstufung von einem Herzogtum zu einem Landkreis aus.
Doch die Lauenburger sollten auf Vorschlag Bismarcks mit der ungewöhnlichen Bezeichnung „Kreis Herzogtum Lauenburg“ versöhnt werden, zumal kein anderer Landkreis in Deutschland so genannt wird. Daher ist die Bezeichnung „Kreis Herzogtum Lauenburg“ ein Schlüssel zum Verständnis der lauenburgischen Geschichte.
Am Abend des 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer und die bislang hermetisch geschlossene innerdeutsche Grenze gehörte der Geschichte an. Drei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer wurde am 12. November 1989 der Grenzübergang an der Bundesstraße 208 nahe Mustin geöffnet. Tausende DDR-Bürger nutzten die Gelegenheit, in den Kreis Herzogtum Lauenburg zu fahren.
Das Foto in der Mitte der unteren Reihe zeigt den Ratzeburger Marktplatz an diesem historischen Sonntag, als die DDR-Bürger mit einer unbeschreiblichen Begeisterung von den Ratzeburgern empfangen wurden. Alle Geschäfte hatten an diesem Sonntag geöffnet, und am Nachmittag brach der Verkehr völlig zusammen.
Das Foto rechts in der unteren Reihe aus dem Jahr 2008 zeigt die Eröffnungsfeier für den umfassend neu strukturierten Ratzeburger Marktplatz. Im Sommer ist der Brunnen mit den Wasserspielen eine beliebte Attraktion für Kinder. Von daher stehen Sie auf einem Platz voller Geschichte, der aber dennoch heute zum Verweilen, Feiern und Entspannen einlädt.
Podcast „Der Dom zu Ratzeburg“
Im Jahr 1154 fand in Goslar ein wichtiger Reichstag statt, auf dem weitreichende Entscheidungen gefällt wurden. König Friedrich Barbarossa erteilte seinem Vetter, Herzog Heinrich dem Löwen, das königliche Recht, Bischöfe seiner Wahl in den zukünftigen Bistümern Ratzeburg, Oldenburg und Mecklenburg einzusetzen. Heinrich der Löwe gründete in demselben Jahr das Bistum Ratzeburg. Er setzte den Magdeburger Propst Evermod aus dem Orden der Prämonstratenser zum ersten Bischof von Ratzeburg ein.
Der Bau des Doms erfolgte auf der Ratzeburger Insel genau an dem Ort, wo zuvor die slawischen Polaben ihre Fruchtbarkeitsgöttin Siwa verehrt hatten. Mit der Wahl dieses Bauplatzes sollte symbolisch der Sieg des Gottes der Christen über das Heidentum dokumentiert werden.
Aus den Quellen des Mittelalters ist nicht zu belegen, ob der Domstifter Heinrich der Löwe sich überhaupt jemals in Ratzeburg aufhielt. Wir können daher nur vermuten, dass die wichtige Weihe des Doms in seiner Anwesenheit vorgenommen wurde. Der Dom wurde Maria, der Mutter Jesu, und dem Evangelisten Johannes geweiht.
Ursprünglich sollte der Ratzeburger Dom zwei große Türme als Zeichen einer Bischofskirche erhalten haben. Der Bauuntergrund in der Nähe des Seeufers bestand aber nicht nur aus festem Boden. Daher wurde wegen der Gewichtsproblematik oder vielleicht auch wegen Geldmangels nur ein großer Kirchturm errichtet. Dieser erhielt aber zwei Kreuze als Turmspieße und später zwei vergoldete Wetterhähne.
Im Mittelalter waren die meisten Menschen fest davon überzeugt, dass ihr Leben ein Pilgerweg zum ewigen Seelenheil sei, wenn sie die Regeln der katholischen Kirche strikt befolgten. Sie glaubten, dass, wenn sie diesen Regeln nicht folgten, ihnen die ewige Verdammnis im Fegefeuer und in der Hölle drohe. Die gesamte Baustruktur des Domes spiegelt diese Grundsätze des christlichen Glaubens vor 900 Jahren symbolisch in beeindruckender Weise wider. Diese Symbolsprache ist uns in der heutigen Zeit weitgehend fremd. Sie war aber für das Denken der Menschen im Mittelalter und für ihre Lebenswelt elementar.
So betritt zum Beispiel der Gläubige den Dom nicht durch ein großes Portal, sondern durch eine „enge Pforte“. Er befolgt damit nach dem Matthäusevangelium eine Weisung Jesu. In der Vorhalle des Doms muss der Gläubige nach wenigen Schritten seine ursprüngliche Wegrichtung in einem rechten Winkel ändern, um zum Altar zu gelangen. Diese Richtungsänderung bedeutet für den Pilger im übertragenen Sinne, dass er seinem Leben eine andere Richtung geben muss, nur dann kann er sein Seelenheil erlangen.
Der Altar mit dem Kreuz Jesu stellt im Christentum das Zentrum des Glaubens dar. Er steht in den Kirchen wie im Ratzeburger Dom fast immer im Osten – dort, wo die Sonne aufgeht. Diese besondere Kirchenstruktur bezieht sich auf ein zentrales Geschehen drei Tage nach der Hinrichtung Jesu. Als Maria Magdalena und die anderen Frauen früh morgens zum Sonnenaufgang zu dem Grab Jesu gingen, fanden sie dieses leer vor. Daher erinnert die Ausrichtung der Kirche nach Osten die Christen daran, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Das helle Licht der aufgehenden Sonne im Osten siegt nach dieser Überzeugung symbolisch über die dunkle Nacht des Todes.
Die Kreuzstruktur bestimmt wegen der Hinrichtung Jesu am Kreuz bei vielen Kirchen den Grundriss des Gebäudes. Für die Form der verschiedenen Räume innerhalb der Kirche spielen auch der Kreis als Symbol für Gott und das Quadrat als Symbol für die von Gott geschaffene Welt eine wichtige Rolle. Ferner bestimmen heilige Zahlen die Baustruktur. So steht zum Beispiel die Zahl Zwölf für die zwölf Jünger Jesu. Die damaligen Dombaumeister haben diese Symbolik bei der Anzahl der zwölf Säulen und bei den verschiedenen Raumgrößen des Ratzeburger Doms perfekt umgesetzt. Auch in der heutigen Zeit kann man ihnen für ihr Können nur den allerhöchsten Respekt aussprechen.
Natürlich ranken sich um den Bau des Doms auch Legenden. So wird zum Beispiel gesagt, dass die Dombaumeister für Notzeiten einen goldenen Hirsch in einen der großen Pfeiler eingebaut hätten.
Eine weitere Legende bezieht sich auf einige Kanonenkugeln, die sich in Form eines unvollständigen Kegelspiels an der Südwand des Doms befinden. Es sind nämlich nur acht statt der eigentlichen neun Kugeln eines Kegelspiels zu sehen. Es fehlt also eigentlich eine Kugel. Dieses Kegelspiel soll auf ein dramatisches Wettschießen zurückzuführen sein, als die Stadt Ratzeburg im Jahr 1693 von dänischen Truppen belagert wurde. Die Wette lautete: Sollte es dem dänischen Kanonier gelingen, mit nur neun Schuss ein exaktes Kegelspiel in die Domwand zu schießen, würde Ratzeburg sich kampflos ergeben.
Das Wettschießen endete jedoch vor dem entscheidenden neunten Schuss, und für den jungen dänischen Kanonier leider tödlich. denn er wurde von einem Kanonenschuss seines eigenen Vaters aus Ratzeburg getroffen. Nähere Details zu dieser Tragödie und ganz viele weitere spannende Fakten und Geschichten über den Ratzeburger Dom erfahren Sie übrigens bei einer Domführung.
Podcast "Die Stadtkirche St. Petri"
Die Ratzeburger Stadtkirche St. Petri spielt in den wechselvollen Beziehungen zwischen dem Herzogtum Lauenburg und dem Königreich Dänemark bis in die Gegenwart eine zentrale Rolle. Im Jahr 1693 zerstörten dänische Truppen die Inselstadt Ratzeburg fast vollständig. Denn im Konflikt mit dem Welfenherzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg bekämpften die Dänen die Stadt mit einer verheerenden Kanonade. Hierbei wurde die Kirche durch Kanonenkugeln so schwer beschädigt, dass ein Neubau erforderlich wurde.
Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses gelangte das Herzogtum Lauenburg im Jahr 1816 in Form einer Personalunion zu Dänemark. Es bildete neben den Herzogtümern Schleswig und Holstein das sog. dritte Elbherzogtum. Der dänische König Frederik VI. reiste ein Jahr später nach Ratzeburg, um das neuerworbene Herzogtum kennenzulernen. Er wurde von der Bevölkerung begeistert empfangen.
Hierbei schenkte er der Petri-Kirche ein kostbares rotes Altar-Antependium. Es enthielt das königliche Signum. Zusätzlich übergab der König der Kirchengemeinde ein kleines Kanzel-Antependium. Durch den jahrzehntelangen Gebrauch hatte der Altarbehang sehr gelitten. Daher wurde dieses wertvolle Antependium durch Vermittlung aus Ratzeburgs dänischer Partnerstadt Ribe aufwendig restauriert. Am 2. Oktober 2016 - auf den Tag genau 200 Jahre nach dem Beginn der dänischen Regentschaft - wurde das restaurierte Altar-Antependium im Rahmen eines Gottesdienstes erstmalig verwendet.
Das damals von König Frederik VI. gestiftete Kanzel-Antependium war im Laufe der Jahrzehnte verlorengegangen. Daher schenkte die dänische Königin Margrethe Il. der Petri-Kirche im Jahr 2013 ein neues Antependium. Mit diesem Geschenk wollte sie an die enge historische Verbundenheit Dänemarks mit dem Herzogtum Lauenburg erinnern. Die kunstliebende Königin hatte diesen Behang eigenhändig entworfen und mit einem farbenprächtigen Hahn als Motiv versehen. Der Hahn ruft damals und heute die Christen zur Treue und Wahrhaftigkeit auf. Er nimmt so Bezug auf einen schicksalhaften Wendepunkt im Leben des Apostels Petrus, der der Namensgeber der Kirche ist.
Was es genau mit diesem Wendepunkt auf sich hatte, findet sich im Matthäus-Evangelium: Jesus hatte am Abend vor seiner Verhaftung am Fuß des Ölbergs im Garten Gethsemane seinem Jünger Petrus folgendes geweissagt: „Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Nach der Gefangennahme Jesu verleugnet Petrus ihn tatsächlich dreimal aus Angst vor einer eigenen Verhaftung. Als dann am Morgen der Hahn kräht, erinnert Petrus sich schlagartig an diese Prophezeiung und bereut sein Verhalten zutiefst.
Die farbigen Glasfenster der Petri-Kirche zeigen daher zentrale Ereignisse aus dem Leben des Apostels Petrus.
Im Gegensatz zu Schleswig-Holstein wurde im Herzogtum Lauenburg die „dänische Zeit“ von 1816 bis 1865 nicht als eine Periode der Unterdrückung empfunden. So wurde z. B. der Königsdamm in Ratzeburg, der die Stadtinsel mit dem Ostufer verbindet, durch Dänemark gebaut. Ebenso wurde der Straßenbau von Schwarzenbek über Ratzeburg in das mecklenburgische Thurow durch die Dänen realisiert. Ferner finanzierte der dänische König Christian VIII. im Jahr 1845 den erforderlichen Neubau der Lauenburgischen Gelehrtenschule weitgehend aus dänischen Staatsmitteln.
Nach dem Krieg von Preußen und Österreich gegen Dänemark im Jahr 1864 war das Herzogtum Lauenburg in Form einer Personalunion an Preußen gefallen. Daher ist der 26. September 1865 in der Geschichte des Herzogtums Lauenburg von herausragender Bedeutung. An diesem Tag kam der preußische König Wilhelm - der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. - nach Ratzeburg, um in der Petri-Kirche den Treueeid der Vertreter des Herzogtums im lauenburgischen Landtag entgegenzunehmen. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde im Jahr 1890 ein großes Denkmal für Kaiser Wilhelm I. auf dem Ratzeburger Marktplatz errichtet. Dieses Denkmal wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg für Rüstungszwecke eingeschmolzen.
Wie Sie sehen, ging im Laufe der Jahrhunderte die politische Prominenz in Ratzeburg also ein und aus.
Text: Hartwig Fischer
Podcast "St. Georg auf dem Berge"
Sie stehen hier vor der Kirche St. Georg auf dem Berge, der ältesten Kirche des Lauenburger Landes. Für die Ausbreitung des christlichen Glaubens in der Region hat die St. Georgsberger Kirche eine herausragende Bedeutung besessen.
Schon im 11. Jahrhundert entstanden an dieser Stelle eine Kirche und ein Kloster als Ausgangspunkt für die Missionierung der in der Umgebung lebenden Slawen. Diese Phase der Christianisierung ist eng mit dem Namen Ansverus verbunden. Es gibt kaum gesicherte Daten über sein Leben, die Legende besagt aber, dass er aus Haithabu bei Schleswig stammte. Er trat um 1050 in das St. Georgsberger Kloster ein und wurde später dessen Abt. Während eines Aufstandes der Slawen im Jahr 1066 wurde Ansverus mit den anderen Mönchen des Klosters nur wenige Kilometer von hier entfernt bei Einhaus gesteinigt. Ansverus wurde heiliggesprochen, seine Gebeine später in den Dom überführt.
Am mutmaßlichen Ort seines Martyriums wurde im 15. Jahrhundert ein Radkreuz aus gotländischem Kalkstein errichtet. Am zweiten Sonntag im September veranstaltet die katholische Kirche jedes Jahr eine Wallfahrt zu dieser Gedenkstätte.
Die christliche Missionstätigkeit, die nach der Tötung des Ansverus und der Zerstörung des Klosters zum Erliegen gekommen war, wurde im 12. Jahrhundert unter der Herrschaft Heinrichs des Löwen wieder aufgenommen. Erneut wurde der St.
Georgsberg zum Zentrum kirchlicher Tätigkeit. Evermod, der erste Bischof des Bistums Ratzeburg, leitete von hier den Bau des Domes, sodass man die Kirche auf dem Berge auch als Mutter des Doms bezeichnen kann.
Als sich im 13. Jahrhundert die Lepra in Europa ausbreitete, übernahmen Kirche und Kloster die Funktion eines Klosterhospitals. Viele dieser Hospitäler waren dem Heiligen Georg geweiht, der im Niederdeutschen auch St. Jürgen heißt.
Um Ansteckungen zu vermeiden, lagen die Hospitäler außerhalb der Siedlungen, aber oft an den überregionalen Handelswegen, wo die Kranken die Vorbeireisenden um Almosen baten. Das Siechenhaus auf dem St. Georgsberg lag ungefähr dort, wo heute das 1862 erbaute ehemalige Landratsamt steht. Der Straßenname „Seekenkamp“ weist heute noch auf den Ort des früheren Siechenhauses hin.
Dass an der St. Georgsberger Kirche eine wichtige Straße entlangführte, mag heute erstaunen. Aber die mit Kopfsteinen gepflasterte Straße war viele Jahrhunderte lang die einzige Wegeverbindung zwischen Ratzeburg und Lübeck. Die heutige Möllner Straße und die Bahnhofsallee wurden erst im 19. Jahrhundert angelegt. Man kann sich unschwer vorstellen, wie beschwerlich und oft auch gefährlich es vor allem für schwer beladene Frachtwagen war, die Steigung bzw. das Gefälle zu überwinden.
Außer dem Siechenhaus und der Kirche standen auf dem St. Georgsberg nur wenige Gebäude. Dazu gehörten das Pastorat, eine Schmiede, der Krug „Zum Grünen Jäger“ und die Sandmühle am Fuß des Hanges.
Seit 1928 ist die früher selbständige Gemeinde St. Georgsberg Teil der Stadt Ratzeburg. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ist dieser Stadtteil bedeutend gewachsen.
Text: Christian Lopau
Podcast „Die Ratzeburger Kleinbahn“
Aus Kostengründen war der Ratzeburger Bahnhof an der 1851 eröffneten Lübeck-Büchener-Eisenbahn-Linie weit außerhalb der Stadt angelegt worden. So blieb der Wunsch einer Eisenbahnverbindung zwischen dem Bahnhof und dem Stadtzentrum, der sich schließlich nur als örtlich finanzierte Kleinbahn erfüllen ließ. Eine Kleinbahn ist übrigens nicht mit einer Schmalspurbahn gleichzusetzen. Lediglich die gesetzlichen Anforderungen an Bau und Betriebsführung waren deutlich geringer als bei regulären Bahnstrecken.
Zur Finanzierung des Projekts wurde 1902 die Ratzeburger Kleinbahn AG gegründet. Das Projekt war nicht unumstritten, denn die Gegner befürchteten eine Verunstaltung des Landschaftsbildes. Der Bau der Strecke war mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Leistungsfähigkeit der Lokomotiven war begrenzt, so dass starke Steigungen und Krümmungen vermieden wurden.
Bis zu 17 Meter tiefe Geländeeinschnitte mussten gegraben und an anderen Abschnitten Dämme geschüttet werden. Um die gewaltigen Mengen an Erdaushub abzufahren, errichtete man eine Feldbahn. Am 27. Juni 1903 wurde die Strecke zwischen dem Bahnhof Ratzeburg und dem Stadtbahnhof auf der Insel in Betrieb genommen. Direkt am Südufer des Küchensees am heutigen Theaterplatz befand sich der Ratzeburger Stadtbahnhof - ein repräsentatives Empfangsgebäude, das einen angenehmen Aufenthalt und eine wundervolle Aussicht bot.
Schon bald planten die Betreiber der Kleinbahn eine Verlängerung der Strecke nach Osten und hofften auf eine Verbindung zum mecklenburgischen Eisenbahnnetz. Die Strecke bis zur mecklenburgischen Landesgrenze, mit deren Bau im März 1906 begonnen worden war, konnte am 30. Juni 1908 eröffnet werden. Zwischen dem Bahnhof in Ratzeburg und dem Endbahnhof in Klein-Thurow lag eine Strecke von 18,3 Kilometern, die von der Kleinbahn in einer guten Stunde bewältigt wurde. Das Tempo war also eher gemächlich. Kreuzte die Bahn eine Straße, musste der Lokführer intensiv läuten und pfeifen und den Zug auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen. Die keuchende Bergfahrt hat man damals lautmalerisch imitiert: „Ik kann nich mehr, ik kann nich mehr!“ Dagegen schien die Lokomotive bei der lustigen Talfahrt auf Plattdeutsch zu rufen: „Schiet di wat, schiet die wat, schiet di wat!“
1926 wurde eine drei Kilometer lange Nebenstrecke zum kurz vorher eingeweihten Schaalsee-Kanal errichtet. Hier konnten die Passagiere in motorisierte Ausflugsschiffe umsteigen. Vom Schaalsee- Kanalhafen fuhren die Motorboote über Salem, Dargow, Seedorf und Groß Zecher nach Lassahn und Hakendorf. Auch landwirtschaftliche Güter konnten hier transportiert werden. Die wirtschaftlichen Erwartungen konnte die Ratzeburger Kleinbahn jedoch nicht erfüllen. 1933 wurde daher der Personenverkehr eingestellt und ab 1934 ruhte auch der Güterverkehr. Wie auf dem Kleinbahndamm verlaufen auf Teilen der früheren Trasse heute Rad- und Wanderwege. In einigen Abschnitten ist der Streckenverlauf in der Landschaft jedoch gar nicht mehr zu erkennen.
Podcast „Der Königsdamm“
Über Jahrhunderte verband nur eine hölzerne Brücke die Stadtinsel mit dem östlichen Ufer des Sees. Genau genommen waren es im 14. Jahrhundert sogar zwei Brücken, die von der Insel nach Osten führten. 1322 werden beide Brücken erstmalig in einer Urkunde gemeinsam erwähnt. Die ältere dieser beiden Brücken, die in Richtung Dermin lief, wird wohl bald nach dieser urkundlichen Erwähnung wegen Baufälligkeit abgerissen worden oder verfallen sein. Jedenfalls blieb allein die neuere nördlichere Brücke erhalten, die ungefähr dort das Ostufer erreichte, wo heute der Bäker Weg beginnt.
Der Aufwand, die lange Holzbrücke zu unterhalten, war immens. Die Passage mit Frachtwagen dürfte auf dieser alten Brücke schwierig, wenn nicht gar unmöglich gewesen sein. Erst 1588 wurde der Bau einer neuen Brücke beschlossen, die so breit sein sollte, dass man darüber mit Wagen und Pferden fahren konnte. Nach drei Jahren Bauzeit rollte der erste Wagen über die neue Brücke. Die Ratzeburger waren stolz auf ihre Brücke, die 600 Schritt, also sprich 450 Meter, lang war und in den jährlichen Kämmerei-Rechnungen als Eigentum der Stadt aufgeführt wurde.
Die Brücke hatte zwei Klappen, die aufgezogen werden konnten, um damit die Überfahrt zu verhindern bzw. um den Schiffsverkehr durchzulassen. Um den laufenden Unterhalt zu finanzieren, wurde ein Brückengeld kassiert, das für Fuhrwerke und Reitpferde, nicht aber für Fußgänger zu zahlen war. Wer die Brücke häufig nutzte, zahlte eine Jahressumme für die Passage. Ein Ratzeburger Zimmermeister fungierte als sogenannter Brückenmacher. Er war zuständig für die Aufsicht und Reparaturen an der Holzbrücke. Trotz dieser Aufsicht ereignete sich im Januar 1736 ein schweres Unglück: ein mit zwei Pferden bespannter und mit 6 Malzsäcken beladener Wagen verschwand in der Tiefe, als ein Teil der Brücke einstürzte.
Als man in dänischer Zeit eine moderne Chaussee zwischen Hamburg und Schwerin plante, war für eine Holzbrücke kein Platz mehr. Die Brücke wurde durch einen Damm ersetzt, an dem fünf Jahre, also von 1842–1847, gebaut wurde. Am 30. April 1847 wurden die Bohlen und Balken der alten Brücke öffentlich versteigert. Ein Teil der alten Holzpfähle der Brücke ist allerdings erhalten geblieben. Die alten Holzpfähle befinden sich noch heute nördlich des Königsdamms im Wasser. Als der dänische König Friedrich VII. am 1. November 1854 die Stadt Ratzeburg besuchte, erhielt der Damm den Namen Königsdamm.
Die Anhöhe am nordöstlichen Ende des Königsdamms hieß ursprünglich Violenberg, wohl nach den Veilchen, die hier reichlich blüten. Der hannoversche Artillerieoffizier Johan Jakob Abrahamsson legte hier Ende des 18. Jahrhunderts einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild an. Nach dem Gestalter dieses parkartigen Gartens bekam die Anhöhe den Namen Abrahamsberg. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gelände zum Teil planiert, so dass ein Villenviertel entstehen konnte. 1933 wurde die Straße in Hindenburghöhe umbenannt.
Bemerkenswert ist der Wasserturm, der oberhalb der Hindenburghöhe errichtet wurde. Der heute sichtbare achteckige Turm aus Klinkern umschließt nämlich seinen Vorgänger, der aus dem Jahr 1904 stammt. Als 1934/35 der Neubau des Turms erforderlich wurde, hat man den älteren Turm nicht abgerissen, sondern im Inneren des neuen Turms stehen gelassen. Die Aussichtsplattform ist dabei erhalten geblieben, ist aber derzeit nicht zugänglich.
Vom Königsdamm führt die Jägerstraße Richtung Osten direkt auf die Kasernen zu, die vor dem Ersten Weltkrieg für das Lauenburgische Jägerbataillon geplant wurden. Fertig gebaut wurden die Kasernen allerdings erst nach dem Krieg, in dem übrigens rund 2900 Soldaten der Ratzeburger Einheiten starben. An sie erinnert das Denkmal, das 1921 an diesem malerisch gelegenen Platz errichtet wurde.
Podcast "Grenzöffnung 1989"
Als Ergebnis des Zweiten Weltkriegs war Deutschland in zwei Staaten geteilt: die „Bundesrepublik Deutschland“ und die „Deutsche Demokratische Republik“. Ab 1945 flohen mehr als 3,5 Millionen DDR-Bürger vor der kommunistischen SED-Diktatur in den Westen. Um ein Ausbluten des Staates zu verhindern, errichteten die DDR-Machthaber am 13. August 1961 mitten durch Berlin eine unüberwindbare Mauer und eine tödliche Grenzsperranlage von der Ostsee bis nach Bayern. Seit diesem Tag trennte ein „Eiserner Vorhang“ die beiden deutschen Staaten. Hunderte DDR-Bürger verloren in den folgenden Jahren bei ihren Fluchtversuchen über die tödlichen Grenzanlagen ihr Leben. Zehntausende wurden wegen misslungener Fluchtversuche zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.
Der Abend des 9. November 1989 ist als ein historischer Tag in die Geschichtsbücher eingegangen. Auf einer im Fernsehen live-übertragenen Pressekonferenz in Ost-Berlin informierte der damalige SED-Staatssekretär Günter Schabowski die zahlreichen Journalisten über eine neue Reiseregelung der DDR. Ein Journalist der Bild-Zeitung fragte nach, ab wann diese neue Regelung in Kraft trete und ob sie auch für Berlin gelte. Zur Überraschung der Journalisten war Schabowski hierüber nicht informiert. Er antwortete daher erst nach einem kurzen Zögern: „Das tritt nach meiner Kenntnis ... ist das sofort, unverzüglich“.
Diese Auskunft war falsch, denn die Reiseregelung sollte erst ab dem nächsten Tag ab 4 Uhr gelten. Zu diesem späteren Zeitpunkt wären die DDR-Grenzbeamten rechtzeitig über den genauen Inhalt der neuen Reiseregelung informiert gewesen. Die Weltsensation war perfekt! Schabowski hatte den schönsten Fehler gemacht, der jemals einem deutschen Politiker unterlaufen ist. Zehntausende Ost-Berliner strömten daraufhin noch an demselben Abend an die bislang hermetisch geschlossenen Grenzübergänge. Mit dem Ruf „Macht das Tor auf!“ erzwangen sie die Öffnung der Grenzen. Die Bilder von vor Freude weinenden und fassungslosen DDR-Bürgern gingen um die ganze Welt. Historiker vergleichen den Fall der Berliner Mauer mit der Französischen Revolution vom 14. Juli 1789 und dem Sturm auf die Bastille in Paris.
Die Berliner Mauer war - wie die Bastille - ein Symbol der Unfreiheit. Als das Symbol fiel, war das Ende der alten Herrschaft gekommen.
Drei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer wurde am 12. November 1989 auch die geschlossene Grenze an der Bundesstraße 208 unmittelbar vor den Toren Ratzeburgs geöffnet. Die sensationelle Nachricht von der bevorstehenden Grenzöffnung verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Kreis Herzogtum Lauenburg. Viele Tausende strömten an diesem kühlen Novembersonntag an die Grenze nahe Mustin, um dieses Ereignis mitzuerleben. Ein Bautrupp der DDR-Grenztruppen beseitigte die Grenzsperranlagen und schuf einen provisorischen Straßenübergang. Die Warteschlange der zahlreichen Trabis, Skodas, Wartburgs und Ladas reichte viele Kilometer weit in das Hinterland von Mecklenburg. Als endlich um 13 Uhr die Grenze geöffnet wurde, bahnte sich genau zu diesem Zeitpunkt auch die Sonne ihren Weg durch die Wolken. Zahlreiche Pressevertreter berichteten vor Ort und Fernsehteams filmten den historischen Moment der Grenzöffnung. Die DDR-Bürger wurden mit lautem Beifallklatschen, einem riesigen Jubel und einer unbeschreiblichen Begeisterung begrüßt. Es spielten sich bewegende Szenen ab und viele Menschen am Straßenrand und in den Autos weinten vor Freude. Zahlreiche Bürger hatten zur Begrüßung der Landsleute kleine Geschenke wie Süßigkeiten, Schokolade, Obst und Blumen mitgebracht. Alle waren sich der Tatsache bewusst, dass man als Zeitzeuge ein Ereignis von geschichtlicher Bedeutung miterleben durfte. Nichts würde in Zukunft mehr so sein wie zuvor. Viele Menschen waren sich in ihrem Urteil einig, dass diese Grenzöffnung ein Ende der unnatürlichen Teilung Deutschlands bedeuten würde.
In Ratzeburg erwartete die Landsleute eine Welle der Hilfsbereitschaft. Die unbeschreibliche Euphorie dieses Tages spiegelt sich auch in zahlreichen Briefen wider, die viele DDR-Bürger in den folgenden Tagen an den Bürgermeister der Stadt Ratzeburg geschickt haben. So schildert ein Ehepaar aus Schwerin in bewegenden Worten die Erlebnisse und Empfindungen dieses denkwürdigen Tages: "Dieser 12. November 1989 wird uns wohl lebenslang im Gedächtnis bleiben. Es war der erste Besuch in der Bundesrepublik seit dem Mauerbau und - ehrlich gesagt — wir fuhren mit gemischten Gefühlen über die Grenze. Aber was wir dann erlebten, ist einfach nicht zu glauben, wenn man nicht selbst dabei war. So viel Begeisterung, so viel Gastfreundschaft, so viele Gespräche und aufmunternde Worte, so viele herzliche Umarmungen mit Menschen, die man nicht kannte — wir haben uns der Tränen auf offener Straße nicht geschämt. Ja, es war ein historischer Tag — und wir sind glücklich, dabei gewesen zu sein!"
Text: Hartwig Fischer
Podcast "Das Herrenhaus"
Das Herrenhaus wurde in den Jahren 1764 bis 1766 von Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz errichtet. Der davor liegende Ehrenhof wird im Norden und Süden von ehemaligen Stall- und Remisengebäuden flankiert. Im Giebelfeld über dem Hauptportal ist das Wappen der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz zu sehen.
Der Domhof, wie der nördliche Teil der Ratzeburger Stadtinsel genannt wird, ist vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum sogenannten Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 mecklenburgisch gewesen. Seit einer Erbteilung im Jahr 1701 gehörte der Domhof zusammen mit dem sich in Richtung Osten erstreckenden Fürstentum Ratzeburg zu Mecklenburg-Strelitz. Auf dem Domhof waren die Verwaltungsbehörden des Fürstentums untergebracht und die mecklenburgischen Herzöge ließen sich hier im westlichsten Teil ihres Herrschaftsgebietes eine Residenz bauen.
Schon Herzog Christian Louis, dessen großformatiges Porträt Sie in der Eingangshalle des Herrenhauses sehen können, gab hier im 17. Jahrhundert ein Lustschloss mit vergoldeten Türmchen in Auftrag. Dieses Schlösschen war hundert Jahre später baufällig geworden und wurde abgerissen. An gleicher Stelle ließ Adolf IV. von Mecklenburg-Strelitz durch den Oberhauptmann von dem Knesebeck 1764 bis 1766 einen Neubau errichten. Ein besonderes Schmuckstück ist der Rokokosaal, der sich über die Mittelachse des Gebäudes erstreckt. Der aus Westfalen stammende Stuckateur Johann Nepomuk Metz gestaltete den Festsaal mit aufwendigen Ornamenten, Musikinstrumenten und Requisiten galanter Schäferspiele. Diese Motive stellen ein idyllisches Landleben dar und waren damals an den Adelshöfen sehr beliebt. Der Rokokosaal wird heute noch gern für besondere Anlässe genutzt.
Die Baukosten für das Herrenhaus in Höhe von 20.000 Talern sollen den Voranschlag um das Fünffache überschritten haben. Es heißt, der Herzog habe aus Verärgerung über diese Kostenüberschreitung die Residenz nie genutzt. So diente das prächtige Haus zunächst höheren Beamten des Fürstentums Ratzeburg als Dienstwohnung.
Von 1840 bis 1970 wurde das Haus als Amtssitz der Dompröbste genutzt, ehe es als Museum hergerichtet wurde.
Schwerpunkt der musealen Sammlung ist die Geschichte des Herzogtums Lauenburg. Eine historische Küche vermittelt einen Eindruck, wie es wohl in der Entstehungszeit des Herrenhauses dort ausgesehen hat. Auch die Apotheke aus dem Jahr 1842 zählt zu den ganz besonderen Anziehungspunkten des Museums.
Sehenswert ist das Fotogeschäft des ehemaligen Ratzeburger Fotografen Albert Hannig. Dieser war bis 1970 als Fotograf tätig. Sein gesamter Nachlass konnte durch das Museum übernommen werden. So können die Besucher einen Blick in den alten Laden und das Atelier werfen. Die Dunkelkammer mit der bekannten Camera obscura bringt die Besucher immer wieder zum Erstaunen, weil auf der Rückwand ein auf dem Kopf stehendes Bild eines beleuchteten Objekts entsteht.
Eine besondere Anziehungskraft übt die Ausstellung „Das Lebensgefühl der 50er Jahre“ aus, in der über 2500 Alltagsgegenstände aus dieser Zeit des Rock 'n' Roll mit den damaligen Musikstars wie Conny Froboess, Peter Kraus und Elvis Presley zu sehen sind. Eine weitere Attraktion stellt ein Faksimiledruck des Helmarshausener Evangeliar dar, das im 12. Jahrhundert von Herzog Heinrich den Löwen in Auftrag gegeben wurde. Dieses Buch ist die kostbarste illuminierte Handschrift des Mittelalters. Es wurde im Jahr 1983 im Londoner Auktionshaus Sotheby’s von einem deutschen Bieterkonsortium für 32,5 Millionen DM gekauft und stellt das teuerste Buch der Welt dar.
Text: Christian Lopau & Hartwig Fischer
Podcast "A. Paul Weber-Museum"
Das A. Paul Weber Museum wurde im Herbst 1973 noch zu Lebzeiten des Künstlers eingeweiht. Es spricht für die Bekanntheit des Grafikers, dass der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann es sich nicht hatte nehmen lassen, an der Eröffnung teilzunehmen.
Einige von Webers Arbeiten haben es geschafft, in die Geschichtsbücher aufgenommen zu werden. Vor allem seine Zeichnungen „Das Verhängnis“, die ein überdimensional großes Grab zeigt, in das eine große Menschenmenge läuft. Fast prophetisch wirkt diese Arbeit aus dem Jahr 1932, die ahnungsvoll die Katastrophe ins Bild setzt, in die der Nationalsozialismus Deutschland führen sollte.
Auch Jahrzehnte nach seinem Tod sind viele von Webers Arbeiten, in denen er kritisch Stellung zu politischen oder gesellschaftlichen Themen bezieht, immer noch aktuell. Gerade seine mahnenden Bilder zur Zerstörung von Natur und Umwelt regen zum Nachdenken an.
Bestimmte Motive hat Weber im Laufe seines Schaffens immer wieder aufgegriffen. Er gestaltete Schachpartien von historischen Persönlichkeiten wie Napoleon, Friedrich dem Großen und Maria Theresia. Zudem widmete er sich der Figur des mittelalterlichen Schalks Till Eulenspiegel und schuf mit großem Einfühlungsvermögen zahlreiche heitere Tierdarstellungen. Weber stellte von seinen Bildern zahlreiche Abzüge her, da es sein Ziel war, dass seine Werke nicht zu überhöhten Preisen gehandelt werden sollten.
Andreas Paul Weber wurde am 1. November 1893 in Arnstadt in Thüringen geboren und erhielt seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Erfurt. Besonders prägte ihn die Mitgliedschaft in der Jugendorganisation „Jung-Wandervogel“. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Weber als Zeichner und Karikaturist für eine Militärzeitung.
Er war in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts als Gebrauchsgraphiker tätig und wurde als Buchillustrator bekannt. Bekannt sind vor allem seine Illustrationen zu Reineke Fuchs, zu Münchhausen und zu den Werken von Hans Sachs.
Frühzeitig betrachtete Weber das Anwachsen des Nationalsozialismus mit Sorge und schloss sich 1928 dem Widerstandskreis um Ernst Niekisch an, der eine Synthese zwischen den Ideen des Sozialismus und des Nationalismus anstrebte. Dessen Widerstandsideologie trug antidemokratische, antikapitalistische, antiwestliche und zum Teil völkische und rassistische Züge. Weber wurde wegen seiner Kontakte zum Widerstandskreis 1937 für ein halbes Jahr inhaftiert.
Seit 1936 lebte Weber mit seiner Familie in Groß Schretstaken, rund 20 Kilometer von Ratzeburg entfernt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sich Weber intensiv mit Themen auseinander, die weit über den tagespolitischen Bereich hinausreichten. Seit 1959 erschien sein sogenannter "kritischer Kalender".
Weber arbeitete bevorzugt mit der Technik der Lithographie. Die Lithographie ist ein Flachdruckverfahren, für das in Deutschland ein Kalkschieferstein aus dem bayerischen Solnhofen als Druckform verwendet wird. Das Prinzip des Flachdrucks beruht auf dem chemischen Gegensatz von Fett und Wasser. Ein feuchter Stein wird mit fetthaltiger Farbe eingeweicht. Der Stein weist die Farbe ab. Nur die zuvor auf den Stein aufgebrachte Zeichnung nimmt die Druckfarbe an. In einer Steindruck Presse wird die Zeichnung schließlich vom Stein auf das Papier übertragen. Die Herstellung einer Lithographie verlangt von dem Künstler höchste Konzentration und großes handwerkliches Können, denn die Zeichnung muss spiegelbildlich auf den Stein aufgetragen werden. Ein Fehler in der Strichführung ist nicht mehr korrigierbar, da das Material dies nicht zulässt. Weber zerstörte seine Steinplatten so gut wie nie, so dass viele seiner Originalwerke im Keller des Museums als Steinsammlung zu bestaunen sind.
Am 9. November 1980 starb Weber in Groß Schretstaken. Seine Urne wurde im Garten des A. Paul Weber Hauses unter der beeindruckenden alten Eibe beigesetzt.
Text: Christian Lopau
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Wikipedia-Artikel: Ernst Barlach Museum Ratzeburg
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Wikipedia-Artikel: Domhof und Palmberg